Rio Conchos (FSM)

Review aus The Film Music Journal No. 21, 2000

Das interne Labels des amerikanischen Filmmusikmagazins macht es sich zurzeit zur Berufung, Musiken herauszubringen, die es in der einen oder anderen Form längst gab. Meist als erste Veröffentlichung überhaupt angepriesen und damit diverse in Europa erschienene Pressungen ausser Acht lassend (aber darin sind die Amis ja immer schon gut gewesen) gab man dieses Mal zu, dass bereits eine CD existiert. Man konnte ja nicht anders, immerhin handelt es sich dabei um das amerikanische Label Intrada, das 1989 Jerry Goldsmith und das London Symphony Orchestra zusammenführte und eine erstklassige Erstaufnahme des 1964 entstandenen Westernscores RIO CONCHOS zustande brachte.

Das Kendallsche FSM Label jedenfalls darf sich brüsten, den gesamten Score der Originalaufnahmen hier vorzulegen, was wiederum Goldsmith-Fans mit der Zunge schnalzen lässt. Gegenüber der Intrada Version finden wir nun 23 Tracks statt deren 12, wobei sich die bisher nicht veröffentlichten Stücke vor allem dadurch «bemerkbar machen», dass die Laufzeiten zwischen 20 Sekunden und 1:30 Minuten liegen. Eine Ausnahme bildet dabei das wirklich rassige «Drag Race/The Corral», das mit 4 Minuten deutlich zulegen kann und zudem einer der interessantesten Aspekte der CD bildet.

Damit legen wir dann auch den eher technischen Aspekt der CD beiseite und widmen uns der Muse, den diese ist ein wahrlicher Genuss. RIO CONCHOS wurde wie gewohnt von Goldsmith, anders als die grossen, heroisierenden Wild West Musiken der Zeit, nicht in Coplandschem Americana der Bernstein Ära gemalt. Goldsmith› Komposition ist geprägt von rhythmisch komplex gestalteten und schweren, düster vibrierenden Spannungstracks sowie wie immer von einem eingänglichen, leichtfüssig daherkommenden Hauptthema (wiedergegeben von einem Akkordeon) umgeben.

Gordon Douglas› Film ist ein für jene Zeit äusserst brutales Produkt (siehe dazu auch «Another Week with Jerry 3»), dem Goldsmith mit einem drückend bleiernen Score Tribut zollt («Chief Bloodshirt»). Das zuvor erwähnte «Drag Race» ist ein perkussives Actionstück mit Marimba, Xylophon, Snares und Toms. Hin und wieder webt der Komponist Flamenco-Gitarren ein, um dem lokalen Geschehen Beachtung zu schenken und setzt im krassen Gegensatz dazu in einigen der kribbeligeren Filmmomente («Free Men/The Intruder oder Special Delivery») auf gepluckte Effekte einer E-Gitarre.

RIO CONCHOS hat Höhen und Tiefen, besonders die etwas langatmigen Suspensestücke werden nicht bei jedermann Anklang finden. Demgegenüber stehen einige ausgezeichnete Actionpassagen («River Crossing», «Special Delivery») und ein delikates Titelthema.

FSM setzt quasi als Bonustracks den nicht gebrauchten Titelsong und fünf gut erhaltene Stereotracks an den Schluss der CD. Die Monoqualität der vorausgehenden Stücke ist allerdings bestechend gut und macht die Stereobeigabe fast überflüssig.

Phil  |  2000

RIO CONCHOS
Jerry Goldsmith
Film Score Monthly
75:29 | 29 Tracks