The Lord of the Rings: The Rings of Power

Als Amazon verkündete, sie würden eine LORD OF THE RINGS-Serie produzieren, wurde mir, der die ersten drei Filme (mit kleineren Abstrichen da und dort) in bester Erinnerung und sie sich in diversen Triple-Feature-Partys im Heimkino gegeben hat, schon etwas schwummrig. Noch angeschossen von der THE HOBBIT Trilogie, die mich auch musikalisch nicht zu überzeugen vermochte, war ich mir ganz und gar sicher, ob ich – und dann noch bei Amazon Prime – mir diese Serie wirklich gönnen mögen würde. Als ich schliesslich erste Bilder sah, war ich ziemlich verzückt, beeindruckt und seither, nachdem ich Season 1 gesehen habe, überzeugt, dass selbst Amazon seine guten Seiten haben kann.

Das sympathische US-Label Mondo Records, das sonst tolle, häufig schnell weggehende Vinyl-Alben herausbringt, konnte sich die Rechte an der Doppel-CD (ebenso LPs) für den Score der fantastischen Serie THE RINGS OF POWER, die lange vor den Geschehnissen spielt, welche Peter Jackson mit seinen Filmen abdeckte, ergattern. Wem Downloads und die Musik zu jeder einzelnen Episode nicht behagt, ist mit diesem hervorragenden Album bestens bedient.

Das Titelthema stammt von THE LORD OF THE RINGS Veteran Howard Shore, der Score von GODZILLA: KING OF THE MONSTERS und dem langjährigen THE WALKING DEAD Komponisten Bear McCreary. Entstanden ist eine der besten Musiken im TV-Gefilde, die ihres gleichen sucht (besser, wenn der Vergleich erlaubt ist, als OBI-WAN oder ANDOR der Konkurrenz-Streaming-Plattform Disney+, ganz zu schweigen von der GAME OF THRONE Sequel- bzw. Prequelserie). «Khazad-dûm», ein Knaller zum Anhören, erinnert durchaus in Form und Klang an Basil Poledouris’ CONAN THE BARBARIAN – erstaunlich auch die Nähe zu Jerry Goldsmiths THE SECRET OF NIMH-Thema in «Elrond Half-eleven». Das Lamento «A Plea to the Rocks» mit Chor, Solostimme und Orchester hat insbesondere in der Serie (man frage mich nicht nach der Episode) eine anziehend ergreifende Wirkung.

McCrearys Arbeit ist sinfonisch, mächtig, reich an Themen und Motiven, ausgestattet mit kraftvollen Chorgesängen, Solostimmen, ethnischen Instrumenten wie der Hardanger Fiddle, Uilleann Pipes, Shakuhachi oder Nyckelharpa und unterstützt mit passenden Songs, zwei davon aus der Feder McCrearys stammend. Vielleicht sind nun auch die letzten Zweifler überzeugt, dass Bear McCreary ein Händchen fürs Dramatische und den Umgang mit einem Orchester hat (man höre auch THE PROFESSOR AND THE MADMAN).

Beeindruckende, unterhaltsame 153 Minuten Musik und meiner Meinung auch genügend Score aus Season 1, hübsch verpackt aber leider ohne Liner Notes. Wem das musikalisch nicht genügt, dem stehen wie erwähnt die Episoden-Downloads zur Verfügung.

Phil  |  09.11.2022

THE LORD OF THE RINGS: THE RINGS OF POWER
Bear McCreary, Howard Shore
Mondo Records
2 CDs: 153 Min. | 38 Tracks