Ride the High Country / Mail Order Bride

Review aus The Film Music Journal No. 33/34, 2005

Weil das Sammlervolk dazu tendiert, nach den Lieblingskomponisten zu rufen und das zu ignorieren, was nicht in aller Munde ist, gehört es zu Lukas Kendalls schwierigsten Aufgaben, die perfekte Mischung zu finden, aus Erst- und Neuveröffentlichungen, aus Populärem und Entlegenem. Ein David Rose, ein George Duning sorgt nicht gerade für Aufruhr und belegt das CD-Lager recht langfristig. George Bassman aber ist selbst den Verehrern der älteren Filmmusik kaum mehr als ein Name. Wozu sich also eine derart im Abseits fischende CD anschaffen?

Der zweite Score dieser CD scheint die Skepsis zu bestätigen, denn MAIL ORDER BRIDE ist wenig mehr als die hausbackene Bestückung einer im Westerngewand daherkommenden Komödie. Gutmütige Mundharmonikaeinlagen, Possenreißereien, beschauliches Streichergesäusel und Scheunengefidel, das alles routiniert zusammengestellt, aber

selbst in der thematischen Substanz ein Abklatsch jener Hauptattraktion, ohne die es die CD nicht gäbe: RIDE THE HIGH COUNTRY (1961) ist eine Wendemarke des Genres. Eigentlich hatten sich Joel McCrea und Randolph Scott am Ende ihrer Trails zur Ruhe gesetzt und ihre B-Western aufgegeben. Nun aber rekrutierte Sam Peckinpah eben diese beiden für einen schmerzlichen Abgesang auf den alten Western und ein Rodeo für den neuen.

Das Prunkstück gibt es vorab. Zwei Paukensalven leiten ein unendlich elegisches Thema ein, dessen Überlagerung verschiedener Klangfarben für einen fein schattierten Mischklang sorgt, aus dem sich die Trompete guttural hervorhebt. Bassman arbeitet mit diesem vielseitig verwendbaren Einfall, fügt neue Rhythmen hinzu, stellt ihm ein Liebesthema für die jugendlichen Figuren entgegen und lässt den Konflikt mit den verrohten Hammond-Brüdern nach und nach zur Entfaltung kommen. Die Kampfszenen werden zwar etwas holzschnittartig begleitet, aber der Showdown mit der offenen Feldschlacht der alten Kämpen besitzt eine spannungsgeladene Präsenz, wie man sie sich nur wünschen kann, und die lyrischen Intermezzi umschiffen gekonnt den Kitsch. So widersteht Bassmans RIDE THE HIGH COUNTRY dem Trend zur musikalischen Überzeichnung der Zugehörigkeit zum Westerngenre und empfiehlt sich gerade in melancholischen Stunden des zur Neige gehenden Jahres.

Matthias | 2005

Ride the High Country
Mail Order Bride
RIDE THE HIGH COUNTRY / MAIL ORDER BRIDE
George Bassman
FSM Vol. 7 Nr. 12
76:54 | 35 Tracks