Review aus The Film Music Journal No. 31/32, 2004
Im Einleitungstext zu dieser Club-CD gewährt Rosenthal einen kurzen Einblick in seine Werkstatt und erzählt vom langwierigen Entstehungsprozess des «Morgan Theme». Über einen Monat werkelte er daran herum, bis er das Gefühl hatte, dass es funktioniert. Und da es sich hierbei um das zentrale Motiv handelte, blieben ihm danach bis zur Fertigstellung des Scores gerade noch zwei Wochen Zeit.
Mühe und Stress haben sich jedoch mehr als gelohnt, denn dieses Thema ist eines der schönsten, die je für einen Western geschrieben wurden. Hörner, Steicher und Holzbläser singen sanft ein Loblied auf unberührte Prärien mit friedlich grasenden Bisons, beschreiben die Sehnsucht des englischen Pferdemannes nach der Neuen Welt. Anders als im Film (der Vorspann erscheint erst nach 17 Minuten) steht auf der CD der «Main Title» am Anfang des durchdachten und wohlstrukturierten Werkes, dessen Teile fein aufeinander abgestimmt sind. Akkurate Beschreibungen der Natur fehlen ebenso wenig wie passende Untermalungen für die teilweise recht seltsamen Sitten und Gebräuche der Native Americans (um politisch korrekt zu sein).
Sehr gut gestaltet ist das agressive und mitreissende Actionscoring, das sich vor allem in den längeren Tracks «The Buffalo Hunt» und «Battle at the Fort» so richtig ausleben kann. Ausserdem klingt hin und wieder ein kurzes Klaviermotiv als Erinnerung an John Morgans alte Heimat an, und dessen Vision während eines religiösen Rituals wird von fiebriger Elektronik begleitet.
Wichtig ist zu erwähnen, dass Rosenthal den Score aus der Sicht des von Richard Harris verkörperten Titelhelden konzipiert hat, sich also hauptsächlich auf die europäische Musiktradition beruft anstatt auf die eigentlich naheliegende Copland-Americana. Zwar kommen die verspielten Tracks «Gifts for the Yellow Hands» und Training for War» ein wenig in deren Nähe, aber das ist’s dann auch schon.
Laurence Rosenthal ist ein Komponist, den ich bisher weniger zur Kenntnis genommen habe, weil bei mir nur sein CLASH OF THE TITANS einen bleibenden Eindruckhinterlassen hat. Mit THE RETURN OF A MAN CALLED HORSE muss ich mein Bild von ihm jetzt ein wenig revidieren. Mir scheint, es stecke viel Persönlichkeit und Herzblut in diesem Score, der auf CD wesentlich besser wirkt als in dem eigenartigen und kruden Film. Es ist auf jeden Fall eine Musik, derer ich bestimmt nicht so schnell überdrüssig werde.
2015 erschien bei Intrada eine 81 Minuten Version auf einer Doppel-CD mit INHERIT THE WIND.
Andi | 2004
THE RETURN OF A MAN CALLED HORSE
Laurence Rosenthal
Varése VCL 040 1020
59:37 | 16 Tracks