Renaissance Man

Review aus Newsletter No. 3, 1994

Mit gemischten Gefühlen sah ich dieser CD entgegen. Einerseits war zu befürchten, dass ich mich mit einer Rap-Kompilation herumplagen müsse, da Unterhosenmodell und Rapper Marky Mark im Film mitwirkt. Andererseits versprach die Tatsache, dass Hans Zimmer seine Musik derzeit nur ungerne auf CD sieht und sich demzufolge beim Zusammenstellen meistens von der geizigen Seite zeigt auch nichts Gutes. Doch beide Befürchtungen bewahrheiteten sich glücklicherweise nicht. Marky Mark ist nur mit einem Song vertreten (was gerade noch verkraftbar ist) und Zimmer zeigte sich mit knapp 34 Minuten schon fast grosszügig.

Danny DeVito verkörpert Bill Rago, einen Werbetexter, der entlassen wird und schliesslich bei der US Army einen neuen Job findet. Hier muss er einer kleinen Gruppe geistig nicht sonderlich Begabten ein Minimum an Grundwissen beibringen, was er anhand des Studiums von Shakespeares HAMLET zu erreichen gedenkt. Da sich die Handlung des Films im Militärkreis abspielt, kann der musikalische Rahmen als vorgegeben betrachtet werden.

Hans Zimmer ist diesem Klischee aber glücklicherweise nicht vollkommen erlegen und untermalt mit einem an verschiedene seiner Kompositionen (u.a. REGARDING HENRY) erinnernden Klangteppich die frustrierten, melancholischen und deprimierten Stimmungen von Bill Rago. Die schwermütige und schöne Melodie wird immer wieder von militärischen Klängen durchmischt oder abgelöst (z.B. «Welcome to the Army»), welche in «Letter from Home» leider sehr «holzhammermässig» eingesetzt werden. Originell ist hingegen die Verwendung des Grundrhythmus von Mel Brooks Hitparadenstürmer «To Be or Not to Be» aus dem Jahre 1983, welcher in «Victory Starts Here» durchsickert.

Das Booklet ist ganz in der Varèse-Tradition gestaltet und enthält keine Anmerkungen und Kreditierungen. Lediglich zwei Bilder zieren die Innenseite des CD-Umschlags.

Patrick  |  1994

RENAISSANCE MAN
Hans Zimmer
Varèse Sarabande VSD-5502
36:46 | 9 Tracks