Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl

Review aus The Film Music Journal No. 31/32, 2004

Musik komponiert von Klaus Badelt, Score «overproduced» von Hans Zimmer, so heißt es auf dem Backcover. Tatsächlich wirkten mindestens zehn verschiedene Komponisten (Köche ?) an diesem Klangbrei mit. Der Produzent Jerry Bruckheimer hatte so viel Angst vor einem neuerlichen Genreflop, daß er gegenüber der Öffentlichkeit stets betonte, es handle sich bei PIRATES OF THE CARIBBEAN: THE CURSE OF THE BLACK PEARL keineswegs um einen Piratenfilm; gleichwohl verweisen die Settings und viele Einzelideen auf prominente Genrestreifen wie CRIMSON PIRATE.

Für die Musik gilt das allerdings nicht, denn die kommt auf der Basis bekannter Vorgaben des Hauses Media Ventures daher. Das gilt sowohl für den thematischen Haupteinfall wie auch die alles übermannende Elektronik, die wieder einmal kompositorische Substanz ersetzen darf. Zwischendurch wird die Dynamik auch mal unterhalb des fortissimo eingehängt, so in Track 6, einer Art Atempause, ehe dem Hörer die nächsten synthetischen Enterhaken um die Ohren sausen.

Nun ist man es zwar von den CDs der Zimmer Factory gewohnt, die hektisch aufgepumpten Synthie-Stücke unverzüglich auszublenden, um zum nächsten thematisch durchwirkten Cue zu gelangen. Allerdings ist es um das Thema in diesem Fall auch nicht sonderlich gut bestellt. Es gleicht einem industriell geformten und panierten Stück Fischfrikadelle. Die Melodie wird schon bei ihrer Exposition in Track 2 so unbarmherzig ins metrische Korsett gezwängt, daß sie nie zur Entfaltung gelangt und bei ihren späteren Reprisen penetrant wirkt.

PIRATES OF THE CARIBBEAN: THE CURSE OF THE BLACK PEARL belegt auf eindrucksvolle Weise, daß das Bild vom romantisch-einsamen Künstler zumindest im Hinblick auf die Bewertung aktueller Filmmusik zu vermeiden ist. Die MV-Leute haben es verstanden, unter Zimmers Führung einen eigenen Sound zu kreieren, der in seiner Simplizität rasch adaptierbar ist und es erlaubt, Filmmusik nicht mehr nach Maßgabe individueller Handschrift

zu schaffen, sondern als Teilhabe am ökonomisch motivierten Kollektiv zu liefern. Zu beurteilen ist also nicht mehr eine kompositorische Leistung, sondern die Fähigkeit, vorgeformte Musik zu erzeugen, die zu einem finanziellen Erfolg das ihre beiträgt. Aktuellen Notizen zufolge ist letzterer aber so groß, daß Zimmer nun seine Partner zur Seite schiebt und das Firmengelände verläßt.
Die Regenbogenpresse bleibt am Ball.

Matthias | 2004

PIRATES OF THE CARIBBEAN: THE CURSE OF THE BLACK PEARL
Klaus Badelt + media ventures
Walt Disney 689924
43:39 | 15 Tracks