Mit Pete’s Dragon (2016) liefert Regisseur David Lowery eine Neuinszenierung des gleichnamigen beliebten Disney-Klassikers aus dem Jahr 1977 (dt. Titel: Elliot, das Schmunzelmonster). Für die Musik konnte ursprünglich Komponist Howard Shore verpflichtet werden, was die Fans sehr freute, denn um Shore ist es in den letzten Jahren viel zu ruhig geworden. Umso grösser die Enttäusch, als Disney ankündigte, dass Daniel Hart die Kompositionsarbeit für Pete’s Dragonübernehmen werde. Daniel wer? Ein Blick in dessen noch kurze Discographie zeigt, dass dieser bisher überwiegend Kurzfilme, Dokumentarfilme und Direct-to-Video-Veröffentlichungen vertonte. Allenfalls kennt man dessen Musik für Ain’t Them Bodies Saints (2013). Mit Pete’s Dragon liefert Daniel Hart seine fünfte Kinofilmmusik ab und diese weiss zu begeistern. Hart präsentiert eine mitreissende, themenreiche, farbige und actiongeladene Filmmusik für Orchester und Chor, die von A bis Z hervorragend unterhält und bereits nach dem ersten Hören noch lange nachhallt.
Wie es für Disney Records-Veröffentlichungen der Regelfall geworden ist, so muss auch Daniel Harts Musik sich den Platz auf der CD mit einigen Songs am Anfang und am Schluss des Albums teilen. Bei den Songs handelt es sich um locker-flockige Pop-Dreingaben, die man schnell wegprogrammiert hat, sofern man sich ganz auf Harts Orchestermusik konzentrieren möchte. Mit den Songs von Joel Hirschhorn und Al Kasha vom Soundtrack-Album zum Film von 1977 haben diese Songs hier nur punktuell etwas zu tun (der letzte Song, Candle on the Water, wurde für diesen Soundtrack aufgepeppt, ist im Film jedoch nicht zur Anwendung gekommen).
Ab Stück 7 beginnt die Musik von Daniel Hart. Seine Musik eröffnet verspielt, kindlich und mit folkloristischen Klangfarben à la How to Train Your Dragon(2010) von John Powell, wenn auch nicht dermassen ausgeprägt. Diese Eröffnung wirkt etwas altbacken und spärlich interessant doch bereits am dem vierten Stück, Reverie, holt Hart ab der 2. Hälfte zu einem furiosen, mitreissenden Höhepunkt aus und präsentiert das Hauptthema in voller Pracht. Nach diesem ersten Highlight plätschert der Score mit Stücken wie North Star, Bedtime Compass und Timber klangschön, wenn auch „harmlos“ dahin. Doch mit Gavin Knows What He’s Doing lanciert Hart den Startschuss mit rasanter Folklore für die zweite Hälfte des Albums, welche mit beträchtlich mehr Dramatik und Aciton aufwartet. Elliot Gets Lost ist so dramatisch, wie man sich dies bei solch einem Tracktitle vorstellt. Takedown, Follow That Dragon und Elliot at the Bridge sind krachende Actionstücke, welche mit kraftvollen Themenstatements, viel Blech, schwirrenden Streichern und Flöten sowie mit Chor das ganze Programm bieten. Die Komposition für Blech und Perkussion erinnert stellenweise an George Fentons bombastische Musik für Deep Blue (2003), was definitiv positiv verstanden werden kann. Und nach dieser Action-Showdown-Musik holt Hart ab Abyss zu einem berührenden, melancholischen und übermütigen Finale mit vielen kraftvollen Hauptthemen-Statements aus, wobei damit das Thema im Anschluss nicht mehr aus dem Ohr zu kriegen ist.
Fazit: Mit Pete’s Dragon von Daniel Hart steht uns ein Highlight des Filmmusikjahres 2016 ins Haus. Diese Musik sprüht vor Energie und spielt auf der ganzen Klaviatur der Emotionen – kondensiert in die knapp 50-minütige Score-Präsentation. Bleibt zu hoffen, dass wir von Daniel Hart in Zukunft vermehrt hören dürfen.
PETE'S DRAGON Daniel Hart Walt Disney Records 75:23 Min. / 28 Tracks
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