The Perfect Storm

Review aus The Film Music Journal No. 22/23, 2000

Wolfgang Petersen nahm die wahre Geschichte einer nach dem Sturm der Stürme vermissten Fischfangcrew zum Anlass, eine richtige Hollywoodtragödie zu spinnen und sie mit George Clooney, Mark Wahlberg, John C. Reilly, William Fichtner, Diane Lane, Mary Elizabeth Mastrantonio und Karen Allen äusserst prominent zu besetzen.

Lange Zeit war das Erscheinen eines neuen James Horner Scores ein Ereignis der besonderen Art. Die letzten drei, vier Jahre haben ist selbst der beinharte Horner-Fan etwas vorsichtiger geworden und nähert sich einer neuen Musik des Maestros nicht mehr nur mit purer Vorfreude. Umso schöner ist es, wenn wieder einer Musik Horners erscheint, die mit Wohlwollen gehört werden kann. So verhält es sich mit dieser rundum tollen Komposition zu Wolfgang Petersens Sturmspektakel THE PERFECT STORM (2000). Ins Ohr sticht neben gewohnter Horner-Orchestration ein trefflich herzlich, feinfühliges Haupt- und Liebesthema, welches die Tragweite des Films passend zusammenfasst. Dieses «Go Fishing»-Thema, mit seinen turbulenten, Sechzehntel Horn- und Trompetenstössen in den sich positiv entfaltenden «Coming Home from the Sea» und «To the Flemish Cap», lässt Abenteuerlust und sowas wie Fischfangvergnügen aufkommen. Vorzüglich.

Selten für James Horner ist der Einsatz von E-Gitarren, die auffällig und im Film als auch als reines Hörvergnügen mitreissend eingesetzt sind (wieder «Coming Home from the Sea»). Damit verbunden ist eine Art «Open Sea»-Thema, das mit George Clooneys Captain in Verbindung gebracht werden kann und eine leicht heroische Seite der Musik zeigt: Ein aus sechs Noten bestehendes, oft dreifach wiederholtes Motiv, welches Horner in «Coming Home from the Sea» brillanterweise als Kontrapunkt zum Liebesthema einzusetzen versteht. Die spannend dramatischen und stürmischen Passagen deckt Horner mit feurigen, fleissigen Passagen für Blech, hitzigen Streicherfiguren, rollenden Klavieren, Moll-Statements der Haupthemen und Attacken des Schlagwerks par excellence ab.

Ein Manko der CD ist, dass sie nicht filmchronologisch geordnet ist. Seit einigen Filmen wird von Horner verlangt, ein «Lamento» in Form eines Schlusssongs beizutragen. Hier singt John Mellencamp «Yours Forever», ein geglücktes und als Schlusspunkt gut getimtes Lied, treffend auch weil Horner für einmal nicht auf einen stimmgewaltigen Interpreten zurückgreift, sondern Mellencamps rauchige Stimme wie passend zu den rauen Fischern, die Petersen zeigt, setzt. Wie etwa APOLLO 13 (1995) löst THE PERFECT STORM die gleichen tragisch-heroischen Gefühle aus, nur, dass es dieses Mal kein Happy End gibt.

Ein erfreuliches Lebenszeichen von James Horner nach einigen mittelmässigen Scores wie MIGHTY JOE YOUNG (1998) oder BICENTENNIAL MAN (1999).

Phil, 2000

 

THE PERFECT STORM

James Horner

Sony

79:10 Min.
10 Tracks