Review aus Swiss Film Music Society Newsletter No. 1, 1994
Alan J. Pakulas Film präsentiert eine Starbesetzung mit Julia Roberts, Denzel Washington und Sam Shepard…und musikalisch James Horner, der nach David Shire (ALL THE PRESIDENT’S MEN), Michael Small (THE PARALLAX VIEW) und John Williams (PRESUMED INNOCENT) in die Gilde Pakulas Komponisten eintritt.
Die seit SNEAKERS zu einem weiteren Hornerschen Merkmal gewordenen, perkussiven und gradlinigen Woodblock-Rhythmen, gepaart mit dunklen Synthesizerpads – aus des Komponisten «Giorgio Moroder-Ecke», wie James Horner seine Ansammlung elektronischer Instrumente selbst nennt – und plötzlich einfallenden, ab und zu atonalen Pianolinien sind massgebend für ein atmosphärisches Unwohlsein in «The Killing» und dem furios startenden Track «Hotel Chase» (Verstärker voll aufdrehen!) sowie «Planting the Bomb» (mit staccato Trompete und nervösen Streicherpassagen). Der erste Teil des Scores ist geprägt von derlei düsteren Suspensetracks mit Perkussionsattacken, die wie aus dem nichts hervorschnellen um sogleich von einem wundersamen Synthesizerklang durchbrochen zu werden: «Chasing Gray».
Das sinfonische Stück «Darby’s Emotions» gipfelt in der Variation mit dem nachfolgenden, wunderschönen Track «Darby’s Theme», welcher aus unbekannten Gründen nicht im Film zu hören ist. Dieses knapp vierminütige Stück enthält ein, im Gegensatz zum düsteren, unheilvollen Gesamteindruck des Scores, lyrisches Thema für Horn und Streicher, für mich eines der gelungeneren Themen des Komponisten seit «Jenny» aus THE ROCKETEER.
«Garage Chase» wiederum startet actionbetont mit Snare, Piano, Xylophon, Tubular Bells und frequentiert auftauchenden Blechattacken, bevor Horner kurz mit atonalen Synthiesphären verschnaufen lässt, nur um uns sogleich wieder in ein furioses Finale mit abschliessendem «Hörsturz» zu führen. Der abschliessende 11 Minuten dauernde, sinfonische Track «Airport Goodbye» präsentiert uns ein romantisches, gefühlsbetontes Finale mit einer variantenreichen Reprise von «Darby’s Theme» für Streicher, Piano, Trompete und Holzbläser. Beendet wird Pelican Brief mit einer an GLORY erinnernden, mystischen Melodielinie für Solotenor (Knabenstimme) und Trompete.
THE PELICAN BRIEF ist ein Score, der sich durchaus in die klangliche Umgebung von SNEAKERS, SEARCHING FOR BOBBY FISHER und mit Abstrichen FIELD OF DREAMS einordnen lässt; ein gelungener Abschluss des Jahres 1993 für James Horner mit einem Score, der durchaus einfahren kann. Auf ein Neues in 1994…!
Big Screen Records Booklet enthält die Kurzinfos über den Komponisten plus eine unvollständige Filmographie.
Phil | 1994
THE PELICAN BRIEF
James Horner
Big Screen Records
52:08 | 13 Tracks