Pan

Mit Pan (2015) hat sich nun auch Regisseur Joe Wright der berühmten Geschichte um Peter Pan angenommen und einen knallbunten, komplett überdrehten Streifen produziert. Aus filmischer Sicht gesehen ist Pan leider ein Fiasko geworden. Doch für die Filmmusikenthusiasten gibt es einen erneut wunderbaren Soundtrack von John Powell zu hören, welcher im Post-Produktions-Hickhack den Komponisten Dario Marianelli abgelöst hat, nachdem dieser wohl aufgrund „künstlerischer Differenzen“ das Projekt verlassen musste.

Gemäss Medienberichten wurde nach einer Testvorführung von Pan die Musik von Marianelli als „zu europäisch“ befunden – was das genau heisst, wurde nirgends entschlüsselt, doch kann man annehmen, das Marianellis Ansatz allenfalls zu zurückhaltend und schwerfällig, klassisch daherkam. Sollte sich dieses Empfinden hinter „zu europäisch“ verbergen, kann man zum einen umso besser verstehen, weshalb die Produzenten mit John Powells Musik glücklicher waren. Zum anderen scheint ein zurückhaltender Stil für diesen Popcorn-Film tatsächlich nicht ideal zu sein. Powell bedient sich einem grossen Orchester (auffällig hier: es sind 17 (!) Hornisten aufgeführt), Chor (die Metro Voices und die Capitol Children’s), dem 10-köpfigen Balkan Ensemble The Balkanatics und Synthi-Beats und holt zum Rundumschlag aus. Hier treffen seine How to Train Your Dragon-Stimme (2010/2014) und partiell seine elektronischen Action-Steady-Rhythmen à la Knight and Day (2010), mit an James Newton Howards Dinosaur (2000) erinnernde Chorpassagen aufeinander. Das Ergebnis ist mitreissend, wohlklingend, hat ein stetes Tempo und baut mit zahlreichen, wiederkehrenden Themen schnell eine angenehme Familiarität auf. Dazu kommen, wohl dem Pop-Kinofaktor und Film-Marketing geschuldet, noch zwei leicht verdauliche Balladen von Lily Allen und zwei durchgeknallte Schauspieler-Ensemble-Songs dazu (wobei letztere, Smells Like Teen Spirit und Blitzkrieg Bop, kaum freiwillig zweimal abgespielt werden). Diese Songs muss man einfach wegprogrammieren, denn was bleibt, ist eine rasante, spritzige Powell’sche Tour-de-Force, die man sich gerne immer wieder anhört. Nur schon die letzten vier Score-Stücke – Flying Ship Fight, A Boy Who Could Fly, Transfiguration und Fetching the Boys – bieten innert 18 Minuten Epik, Helden-Fanfaren, ausladender Chor, intimes Klavierspiel, neckisches Blech und schwirrende Streicher, die sich im rasanten Wechsel die Themen zuspielen. Das erheitert, macht Spass und hallt auch nach dem Hören des Albums noch lange nach. Was will man mehr?!

Basil, 10.12.2015

 

PAN

John Powell

Sony Music

69:51 Min. / 21 Tracks

 

 

 

 

 

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