Mit seinen Kompositionen zur 1. Staffel der TV-Serie Outlander (2014–2015) lieferte Bear McCreary eine tolle Filmmusik ab, die seine Stilismen gekonnt mit schottischen Klangfarben vermischte und mit dem Sky Boat Song eine starke „musikalische Visitenkarte“ für diese Serie lancierte. Im Booklet-Text schrieb McCreary, dass sich ihm mit Outlander ein Traumprojekt eröffnet habe, für welches er seine Begeisterung für die schottische Volksmusik ausleben konnte. Diese Leidenschaft hörte man dem klangschönen, mal kraftvollen und mal intimen, dramatischen Endergebnis an. Nun liegt ein Zusammenschnitt der Musik-Highlights aus der 2. Staffel (2016) vor und dieser ist nicht minder gelungen, erweitert McCreary das Outlander-Universum doch nicht nur mit weiteren schottisch angehauchten Kompositionen, sondern lässt im mittleren Teil des Albums viele Reminiszenzen an Klassiker der Barock-Musik ertönen. Damit ist das dritte Outlander-Album nicht nur eine gelungene Fortsetzung, sondern mit den neuen Themen und dem barocken Einschlag eine facettenreiche und wunderschön anzuhörende Erweiterung geworden (für die 1. Staffel wurden zwei Alben veröffentlicht, wobei Outlander: Season 1 – Vol. II mit dem ersten Album nicht ganz mithalten konnte).
Das Album eröffnet mit einer französischen Version des Titelsongs The Sky Boat Song. Das ist aufgrund des Story-Verlaufs und der vorübergehenden Verschiebung des Schauplatzes nach Paris stimmungsvoll und der Song funktioniert auch wirklich prächtig in dieser Version. In der Serie selbst sei der Song letztlich zwar nicht zu hören, wie McCreary in seinen sehr informativen Booklet-Notizen ausführt, doch auf das Album habe er es zu seiner Freude – und sicherlich auch jener der Hörer – geschafft.
Der Wechsel weg von den vertrauten, mit schottischen Klängen durchsetzten Orchestermusik hin zu den an die französische Barockmusik angelehnten Kompositionen erfolgt mit dem vierten Stück, Versailles. Hier zitiert McCreary sogleich den weltberühmten Marche en Rondeau aus Marc-Antoine Charpentiers „Te Deum“ (1688/1698). Damit ist der Auftakt zu einer Reinterpretation barocker Klassiker à la McCreary eröffnet. Für Into Paris lehnt sich McCreary an die Passacaille von Jean-Baptiste Lullys „Armide“ (1686) an, für Honey Pot liess er sich von der Overture aus Marin Marais‘ Oper „Alcide ou Triomphe d’Hercule“ (1693) inspirieren. Während den Stücken The Apothecary, Baroque Chess Matchund The Duel erklingen Reminiszenzen an Kompositionen von u.a. Michel-Richard de Lalande, Jean-Philippe Rameau und Michel de la Barre. Das Ergebnis ist sehr kurzweilig und gefällig – vorausgesetzt, man finden an barocken Klängen und Anekdoten Gefallen.
Der Albumanfang und das letzte Drittel bewegen sich auf familiärerem Outlander-Territorium. Die Themen aus der 1. Staffel sind alle zurück, werden jedoch von neuen Melodien ergänzt. Die markanteste entstammt dem Volkslied Moch Sa Mhadainn, komponiert vom schottischen Poeten Alasdair mac Mhaighstir Alasdair im frühen 18. Jahrhundert. Dieser Song passt perfekt ins Outlander-Universum und geht auch in instrumentaler Form in den Stücken Je suis prest, 125 Years und The Uprising Begins unter die Haut und ins Ohr. Zusammen mit den bereits bekannten Melodien bildet er einen starken, melancholischen und lyrischen Albumabschluss, wobei die beiden letzten Tracks, Destiny on Culloden Moor und A Fraser Officer Survived, zu den besten Kompositionen des Filmmusikjahres 2016 gezählt werden können.
Mit Outlander scheint Bear McCreary einen ihn sehr inspirierenden Stoff gefunden zu haben. Sein Beitrag ist nicht nur für die Serie essentiell, sondern zieht auch abseits der Bilder in seinen Bann. Wenn er die Musik für die bereits in Produktion sich befindenden Staffeln 3 und 4 in derselben Qualität und Vielfalt weiterentwickeln kann/darf, dann wird das eine Vorzeige-TV-Serienmusik.
OUTLANDER - SEASON 2 Bear McCreary Madison Gate (Sony) 77:18 Min. / 22 Tracks
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