Lalaland hat mit Not without my Daughter in der Tat einen Goldsmith-Score ausgegraben, von dem ich nicht erwartete, ihn nochmals in irgend einer Form zu sehen. Aber heute ist alles möglich, so eben auch eine verlängerte Fassung dieser Musik, die selbst bei Fans des Komponisten auf wenig Gegenliebe stösst. Neben dem feinen Hauptthema, das wir im Scoresegment nur zwei Mal in dieser orchestralen, ausschweifenden Art kennen lernen werden, sind es vor allem viele schwermütige und auf Spannung und Psychologie aufgebaute Synthesizerpassagen, die der Komposition ihren Stempel aufdrücken.
Diese snd unverkennbar aus der Feder von Goldsmith und sie waren in und um 1991, als der Film herauskam, sehr oft in ähnlicher Art und Weise von ihm zu hören. Mal besser ins Gesamtbild eingebettet, mal nicht. Und zur zweiteren Kategorie gehört Not without my Daughter. Mit den elektronischen Beigaben greift Goldsmith vor allem die Angst auf, die bei der Mutter, gespielt von Sally Field, aufkommt, als sie langsam realisiert, dass sie sich und ihre Tochter mit dem Entscheid ihrem Mann Moody in den Iran zu folge, in Schwierigkeiten gebracht hat. Mehr und mehr greift Moodys Familie in das Leben der einstig frisch verliebten ein und Moody wendet sich mehr und mehr den traitionellen Werten seines Landes zu. Diesen Konflikt fängt Goldsmith im Film gut ein. Man spürt die aufkommende Angst, das Ungewisse und die Panik.
Auf CD ist das musikalisch um einiges ungeniessbarer und eigentlich nur für Fans des Komponisten mit einer gewissen Offenheit für seine synthielastigen End-80er/anfangs-90er Werke von Interesse. Und die 5 zusätzlichen Tracks, die man hier dem einstigen 36 Minuten Album draufgepackt hat, geben nur teilweise ein anderes Bild ab. So ist das nach dem hübschen «The Lake» folgende «Night Stories» noch der heilen Familienleben Atmosphäre zuzuordnen, wenn auch Goldsmith früh musikalisches Ungemach erahnen lässt. Ansonsten sind die zusätzlichen Tracks dem Konflikt zwischen Moody und Bettyund die Umstände im Iran zuzuordnen. Dafür greift er auch wieder auf das «Lake»/Familien-Thema zurück, verwendet es oft in seine Elemente aufgesplittet und von elektronischen Farben dominiert.
Aber die CD hält für Orchesterfans noch ein Schmankerl bereit. Für den Film wurden als alternativ takes Stücke wie «Trapped», «First Break»oder «Check Point» mit dem Orchester eingespielt. Diese wurden für die CD zu einer 20 minütigen Suite zusammengefasst und geben einen interessanten Eindruck, wie Not without my Daughter ohne Synthies geklungen hätte und man kann beobachten, welche Instrumentengruppen die Parts der Elektronik übernehmen. Ein toller Bonus!
Das beiliegende Booklet geht neben Infos zur Musik auch auf die Kontroverse ein, die der Film seinerzeit entfachte. Regisseur Gilbert wurde vorgeworfen, ein falsches Bild des Islams und der iranischen Lebensart zu zeigen.
Die CD ist sicher etwas für alle jüngeren Sammler, die noch keine Scheibe von Not without my Daughter im Regal stehen haben. Nur sollte man hier musikalisch nicht zu viel erwarten. Für die Goldsmith-Fans ist die Scheibe sicher aufgrund der hübschen Orchestersuite interessant. Für den Score alleine würde ich denn auch nicht die untenstehende Dreierwertung zücken.
NOT WITHOUT MY DAUGHTER Jerry Goldsmith Lalaland Records 1075 63:49 Min. / 20 Tracks (Limitiert auf 3000 Stk.)
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