Review aus The Film Music Journal No. 16, 1998
Diese Alex North gewidmete CD von Citadel beherbergt ein Dutzend Stücke aus ebenso vielen Filmen sowie den kompletten Score zu JOURNEY INTO FEAR aus dem Jahr 1975. Der erste Teil entstammt der 1959 realisierten LP mit Titel NORTH BY NORTH und wurde per digitalem 24-Bit Transfer und Mastering aufgepeppt. Leider wurde dabei ein über der Musik liegender Rauschteppich nicht entfernt, was technisch möglich aber vielleicht auf Kosten der feineren Tonspitzen gegangen wäre. Enthalten sind ausnahmslos die eigentlichen Love Themes der folgenden Filme: UNCHAINED (1955), THE RACERS (1955), VIVA ZAPATA! («Josefa», 1952), THE BAD SEED («Lullaby», 1956), A STREETCAR NAMED DESIRE («Blanche», 1951), THE BACELOR PARTY (1957), THE 13TH LETTER («Denise», 1951), STAGE STRUCK («Eva», 1958), I’LL CRY TOMORROW (1951), LES MISERABLES (1952), THE ROSE TATTOO («Bacio», 1955) und DESIRÉE (1954). Logischerweise ergibt die Aneinanderreihung solch romantischer, melancholischer Stücke keinen besonders abwechslungsreichen Hörbogen, dennoch ist die Attraktivität der hier vorgestellten Themen unbestreitbar, North war wie viele seiner Golden Age Kollegen ein Meister darin. Und Filmmusikfans wissen, dass das Thema von UNCHAINED von Maurice Jarre im Patrick Swayze/Demi Moore Film GHOST (1990) verwendet wurde und auf einem neuen Publikum nahegebracht wurde und auf grosses Echo stiess.
Als Schmankerl präsentiert sich die eingangs angekündigte Premiere von JOURNEY INTO FEAR, einem mehrheitlich dissonanten, gegenüber den vorangegangenen Stücken fast schon brutal anders gelagerten Score, der sich bislang bei mir eine LP mit dem Score zu John Hustons THE DEAD (1987) teilte- ohne sechs hier erstmals zu hörende Tracks allerdings.
Eingespielt vom Graunke Symphony Orchestra ist JOURNEY INTO FEAR (1975) eine nervöse, äusserst aktive und in ihren spannungsträchtigsten Stücken wie «Deadly Quest» und «Tight Rope» stetig vorantreibende, pulsierende Musik. Das offenbart sich auch im energischen «Main Title» mit Heftigkeit und Dissonanz. Natürlich darf auch hier ein Liebesthema nicht fehlen, obschon das kurze und prägnante Stück äusserst gläsern und unterschwellig zögerlich wirkt. North ist ein Meister der intuitiven Disharmonie, was er in «Love Theme: Painful Memory» und «Loneliness», aber auch einer Vielzahl seiner anderen Filmmusiken unter Beweis gestellt hat. JOURNEY INTO FEAR ist sicher keine leicht zu verdauende und einfach anhörbare Musik, auch kein spätes Meisterwerk des kongenialen Komponisten, sicher aber eine willkommene Bereicherung der North-Sammlung.
Phil, 1998
NORTH BY NORTH: JOURNEY INTO FEAR
Alex North
Citadel
73:47 Min.
29 Tracks