Review aus The Film Music Journal No. 28, 2002
Die Zusammenarbeit von Clint Eastwood und Lennie Niehaus ist tonträgermässig nicht sonderlich gut dokumentiert, ein Zustand, den dieser neue Sampler durchaus ein klein wenig hätte ändern dürfen. Leider tut er es, zumindest was den Spielfilmbereich betrifft, nur bedingt, aber Niehaus-Interessierte kommen trotzdem auf ihre Kosten, wie sich im Folgenden herausstellen wird.
Der erste Teil der CD ist eine Art Hitparade von Eastwood-Filmthemen. Gassenhauer wie RAWHIDE, THE GOOD, THE BAD AND THE UGLY und DIRTY HARRY geben sich ein Stelldichein, dazwischen finden sich ein paar wenige Raritäten: THE OUTLAW OF JOSEY WALES und das Theme aus PALE RIDER, dem besten der mir bekannten Niehaus-Scores. Bleischweres tiefes Blech und ein zur Illustration von Winterlandschaften immer wieder gern eingesetzter wortloser Frauenchor machen den Track zum Genuss, und man wäre nicht abgeneigt, mehr davon zu hören.
Daneben findet man gleich sieben Kompositionen aus der Feder von Clint Eastwood, was des Guten ein wenig zu viel ist, denn als Komponist erweist sich der Mann nicht gerade als der grosse Variierer. Seine verträumt melancholischen Stücke sind ebenso hübsch wie austauschbar, und die bisher nicht veröffentlichten Themen zu TRUE CRIME und SPACE COWBOYS machen da keine Ausnahme. Neu für mich ist allerdings die Erkenntnis, dass der Regisseur lange vor UNFORGIVEN begonnen hatte, musikalische Brandzeichen zu setzen, verfügt doch bereits TIGHTROPE (1984) über ein solches.
Der zweite Teil des Silberlings ist dem rund 40-minütigen Werk CLINT EASTWOOD, AN AMERICAN FILMMAKER vorbehalten. Hierbei handelt es sich um den Score für den Dokumentarfilm «Clint Eastwood: Out of the Shadows», und wer wäre prädestinierter für dieses Porträt als Lennie Niehaus, der den Filmschaffenden seit bald 50 Jahren kennt. Er schreibt über seine Komposition: «Ich wollte meine Gefühle für Clints Liebe zu allen Arten von Musik und zum Jazz im speziellen zum Ausdruck bringen». Das zeigt sich denn auch deutlich in der zehnteiligen Suite. Da wechseln sich fein gearbeitete Orchesterpassagen, die mal nachdenklich, mal dramatisch, mal im Americana-Stil gehalten sind, ab mit Jazz in Form von Swing, Blues oder Boogie, und ausserdem meldet sich oft das Saxofon von Joshua Redman zu Wort. Genau wie Eastwood ist auch die Musik unaufdringlich, aber vielschichtig und sympathisch, und das macht sie zu einem angenehmen Hörerlebnis.
Andi | 2002
MUSIC FOR THE FILMS OF CLINT EASTWOOD
Various
Warner
78:19 | 23 Tracks