Anne Nikitin ist eine von inzwischen zahlreichen und regelmässig arbeitenden Filmmusik-Komponistinnen. Sie ist in Kanada aufgewachsen als Tochter von rumänischen und polnischen Einwanderern, studierte Musik in Montreal und setzte ihre Ausbildung am Royal College of Music in London fort. Ihre erste Filmmusik schrieb sie 2004 (THE DEVIL’S COURTHOUSE). Nikitin erhielt Preise für ihre Kompositionen zu THE IMPOSTER (2013), AMERICAN ANIMALS (2019) und THIS BEAUTIFUL FANTASTIC (2017). Aktuelle Filme sind SCOOP (2024), FOUR LETTERS OF LOVE (2024) und MOTHER’S INSTINCT (2024) und die Mini Series I.S.S. (2023).
In einem Showroom namens The Lightroom erzählt Tom Hanks während 52 Minuten von den NASA-Flügen zum Mond, führt Interviews mit den Astronauten. Durch die spezielle Form der Projektion erhält man einen neuen und eigenen Einblick der Missionen.
Anne Nikitins Musik zu THE MOONWALKERS wurde in den berühmten Abbey Road Studios mit dem Royal Philharmonic Orchestra aufgenommen. Ebenfalls ist der London Bulgarian Choir zu hören. Die Musik ist bisweilen imposant und couragiert wie in «We Choose to Go to the Moon» andererseits auch geheimnisvoll, verspielt mysteriös oder verzaubernd anders («Moon Rock», hat mich an Maurice Jarres DEAD POETS SOCIETY erinnert).
Nikitins Musik zeigt deutliche Berührungspunkte zur Minimal Music («Overview Effect», «Mission Control»), interessant wiederum erscheint die Wahl eine Art ethnische Musik einfliessen zu lassen (die Solostimme erinnert zunächst an GLADIATOR) wie in «Lunar Orbit». Wenn die von Horn und Trompete gespielte Fanfare in «One Small Step» erklingt, erfüllt Nikitins Musik für kurze Zeit Erwartungen, die man vielleicht mit diesem ur-amerikanischen Thema in Verbindung bringt, während die Soli von Violine, Cello und E-Cello dem Moment etwas Nobles/Etherisches zu geben im Stande sind, wie dann und wann auch die klare Stimme von Grace Davidson.
Die Wahl des Instrumentariums in «The Lunar Rover» mit Mundharmonika, E-Gitarre, E-Bass und Drums scheint einem etwas fremd, man müsste womöglich sehen, wie dieser beinahe Spaghetti-Western-Effekt mit den Bildern funktioniert. Als Track ist er durchaus einer der gelungensten.
Die CD beginnt und endet mit Soundschnipseln von NASA-Mondmissionen, die mit sphärischer Elektronik untermalt sind. Hätte man nicht unbedingt gebraucht, da sie aber so platziert wurden funktioniert deren Beifügung wie ein Buchdeckel.
Wer von THE MOONWALKERS eine patriotisch-spannende Musik im Sinne von APOLLO 13 erwartet, dürfte eher enttäuscht sein (am nächsten kommt Nikitin dem mit den Stimmen), wer sich jedoch mit Nikitins Soundlandschaften anfreunden kann, findet hier 53 Minuten unterhaltsame, gelegentlich aufwühlende, durchaus auch mal mitreissende Musik (das dritte Viertel von «The Inky Void» zum Bespiel oder «Return to Earth»).
Phil | 17.12.2024
THE MOONWALKERS
Anne Nikitin
Silva Screen
53:23 | 14 Tracks