Moonraker (45th Anniversary Expanded Edition)

James Fitzpatrick hatte vor Jahren die Idee eine Fundraiser-Kampagne Richtung Neuaufnahme von MOONRAKER (1979) zu starten, diese war erfolgreich, doch hatte damals EMI etwas dagegen und drohte mit rechtlichen Schritten. So kam es leider nicht zu dieser heiss erwarteten Aufnahme, die mehr Musik als nur die knappen 30 Minuten des alten Albums beinhaltet hätte.

Viele, viele Jahre später ist es nun bei La-La Land Records und nach deren ersten gut aufgenommenen Bond-Score-Veröffentlichungen so weit, MOONRAKER erscheint in Gänze auf zwei CDs wobei CD 2 das alte Album präsentiert und frühe Aufnahmen für den Titelsong mit Paul Williams am Mikrofon beinhaltet.

MOONRAKER war für mich der erste Bond mit dem ich in Berührung gekommen bin und so bleibt der Film, logisch, eine besondere Herzensangelegenheit – dazu noch Szenen im All. Auch die James Bond-Macher wollten vom erfolgreichen Science Fiction-Boom profitieren. Lewis Gilbert liefert einen 007 mit sympathischem Augenzwinkern (dafür war Roger Moore stets der richtige Mann) und Zeitgeist, mit Michael Lonsdale als Überbösewicht, Jaws ist nach THE SPY WHO LOVED ME (Richard Kiel) wieder mit von der spassigen Partie und Lois Chiles ist an der Seite von 007 als als Astronautin getarnte CIA-Agentin zu sehen. Wir bewegen uns von Frankreich über Rio de Janeiro bis nach Venedig und die USA. Vom Space Shuttle bis zum Kampf auf einer Seilbahngondel und also ins Weltall, von einem Bootchase in Venedig und zu einem in Südamerika.

Mit 56 Minuten Score wartet die 45th Anniversary Expanded Edition beinahe mit einer Verdopplung der Laufzeit des 1979er Albums lauschen. Neu sind zum Beispiel die Pre-Titel-Tracks (so die beliebte «Gun Barrel» Musik), mehr Spacemusik und mehr Venedig. Enthalten sind natürlich der Shirley Bassey Titelsong (John Barry und Hal David) und die poppige Discoversion für den «End Title». Bassey mochte den Song scheinbar nicht besonders und hatte ihn bei ihren Liveauftritten kaum zum Besten gegeben – ich mag «Moonraker» und zähle ihn zu den besten Bondsongs, aber das ist wie immer rein subjektiv. Die Geschichte dieses Songs ist durchaus abenteuerlich. Paul Williams hatte eine Version getextet und Frank Sinatra sollte diese singen, doch aus welchen Gründen auch immer, kam es trotz Begeisterung seitens Sinatras nicht dazu. Barry rannte in Los Angeles zufälligerweise in Bassey und fragte sie, ob sie nicht erneut einen Bondsong interpretieren möchte. Nun musste aber auch der Text an die neue Titelsequenz von Maurice Binder angepasst werden und so textete Hal David übers Wochenende, was wir nun als «Moonraker» kennen.

MOONRAKER ist typisch für die üppig orchestrierte, romantische John Barry-Phase der End-Siebziger (und Anfangs-Achtziger) und nach Marvin Hamlischs THE SPY WHO LOVED ME eine willkommene Rückkehr zum beliebteren und gewohnten Barry-007-Sound, wenn auch in mehr epischer Form (Barry verwendet gar einen kleinen Chor) als bisher gewohnt, mit dem nicht nur Filmmusikfans den Agenten mit der Lizenz zum Töten assoziieren. Kurzum, Barrys bester Score für einen Roger Moore Bond-Film.

Abgerundet wird das Doppelalbum mit einem 20-Seiten Booklet mit Notes von Jon Burlingame. Eine feingemachte, mehr als willkommene Veröffentlichung von La-La Land, ich denke wir dürfen uns auf weiteres aus der 007-Musikecke freuen.

Phil  |  29.12.2024

MOONRAKER 
45th Anniversary Expanded Edition
John Barry
La-La Land Records
2 CD
158:14 | 50 Tracks