Review aus The Film Music Journal No. 5/6, 1996
Marvin Hamlish sorgte zwei Jahre vor MOONRAKER (1979) mit seinem damals hippen Score zu THE SPY WHO LOVED ME (1977) für frischen Wind auf der Tonspur. Nichtsdestotrotz holte John Barry, der hier sein Bond-Comeback hinlegte, für den Titelsong eine alte Bekannte zurück: Shirley Bassey. Der Score zum Sci-Fi-Space Shuttle-Abenteuer, der meine erste Kino-Bond-Begegnung darstellte (für mich als Kind stimmte der süffige Humor, etwas was dem Film bis heute angelastet wird), ist für grosses Orchester und Chor geschrieben. Erstmalig verzichtete Barry fast gänzlich auf den Einsatz rabiater Blechattacken im guten, alten GOLDFINGER-Stil und auf das James Bond-Thema. In «Boat Chase» entwickelt sich sein 007-Motiv vom dereinst temporeichen, spritzigen Thema aus FROM RUSSIA WITH LOVE (1963) zum etwas flügellahmen Stück für Sinfonieorchester. Chor, Streicher und Hörner bilden die Ausgangspunkte einer melodiösen, romantischen Filmmusik, die Barry damals pflegte.
Ein neuer, nicht ganz unumstrittener Bond-Stil war geschaffen und ein Score, der bis heute keine längere Fassung (eine geplante Neueinspielung scheiterte an rechtlichen Belangen) erfahren hat.
Phil | 1996
MOONRAKER
John Barry
EMI
30:45 | 10 Tracks