Moby Dick (TV)

Review aus The Film Music Journal No. 13/14, 1998

MOBY DICK hat die Filmwelt schon mehrmals beschäftigt. Für diese amerikanische Fernsehproduktion mit Patrick Stewart, Henry Thomas sowie Gregory Peck, hat der Australier Christopher Gordon einen reich verzierten aber ebenso cleveren Score komponiert.

«Call Me Ishmael» öffnet zwar die CD eindrücklich und mit einer aufbrausenden Stärke, welche die Kraft des Windes in den Segeln wiederspiegelt, jedoch ist es «Silhouettes», welches das eigentliche Hauptthema birgt, getragen von einer energischen Truppe an Streichern. Was nun folgt sind verschiedene Cues mit der Geschäftigkeit der einzelnen Seemänner und der Vorbereitung für die bevorstehende Jagd nach dem Wal. Wir spüren die Ungeduld der Leute, endlich Segel zu setzen und den Kampf mit den Elementen zu wagen. Wir fühlen aber ebenso, dass eine gewisse Angst in der Luft liegt. Die berühmte Szene mit der Gold Münze, welche an den Mast genagelt wird, dokumentiert «This Gold Ounce» mit dem benötigten Pathos. Der zweite Teil setzt ein mit «Midnight Sea», welches nicht nur das bereits bekannte Main Theme zurückbring, sondern auch eine gewisse Ruhe vor dem Sturm signalisiert. Streicher unterstützen verschiedene Holz- und Blechbläser, welche immer mehr ansteigen und schliesslich in einem Triumphschrei enden: Die Jagd hat begonnen! Aber schon bald danach wechselt die Stimmung. Drama und Hektik verbreitet «Man Overboard». Die Bläser erinnern hier in ihrer schmetternden Art an Goldenthals BATMAN FOREVER oder auch MICHAEL COLLINS. Ein Fagott gibt gleich darauf den Ton an und verleiht dem Ganzen den Anschein eines Jagdausfluges in einer englischen Grafschaft.

Genauso kräftig und treibend ist «Ye Hairy Hearted Ghouls», welcher mit einem von Streichern gehaltenen Stakkato das zweite Hauptthema präsentiert. Erneut hören wir die vibrierenden Bläser, bevor der Track entschwindet. Immer düsterer wird die Musik, von «Queequeg’s Prophecy» über «Forty Years» bis hin zu «Eternal Rest» und «Queequeg’s Death», den Tiefen der Seelen in Melvilles Buch weiter folgend. Noch einmal bäumt sich die Musik auf als «The Pequod Bums». Die Streicher und Bläser verwandeln sich in ein quälendes Meer aus Flammen und ganz kurz hören wir Ahabs Thema hintersetzt, bevor sich die Flöten durchsetzen und schliesslich Celli die letzten Trümmer des Schiffes versinken lassen. Elegieartig hören wir Ishmaels Thema, welches im nächsten Cue zum «Orphan Of The Sea» geworden ist. Ein letztes Mal erklingt das «Moby Dick Theme», schwingt sich in ungeahnte Höhen, dann ist die Geschichtsreise auch schon wiedervorbei.

Eindrücklich!

Steve  |  1998

MOBY DICK
Christopher Gordon
Varèse Sarabande
73:26 | 41 Tracks