Review aus The Film Music Journal No. 22/23, 2000
Ich habe den Film zwar nicht gesehen, doch schon anhand der Szenenbilder im Booklet kann ich mir nicht vorstellen, wie die Musik zu Brian De Palmas Science Fiction-Film passen soll. Vielmehr erinnert mich dieser etwas spezielle Morricone an einen Western-Score in modernem Stil. Eingespielt wurde der Score in New York und aufgrund der Angaben der [englischsprachigen] Filmmusikzeitschrift Soundtrack! (Winter 1999/2000) handelt es sich beim Orchester um einen Teil der New York Philharmoniker. Solche Angaben fehlen leider im spärlich mit Text bedruckten Booklet.
Beeindruckend ist in MISSION TO MARS der heikle Solo-Part der Trompete. Klagend beginnen Fagott und Trompete, im Hintergrund die hellen irdischen Klänge eines Chores —und schliesslich entfaltet sich ein grandioses Streicher-Thema. So beginnt «A Heart Beats In Space» wie in einem grandiosen Western-Epos. Immer wieder bäumt sich die Melodie auf, beruhigt sich aber wieder: «A Martian» – mit einem kurzen, aber heiklen Trompeten Einsatz zum Schluss. Dann finden sich aber auch die obligaten dissonanten Morricone Tracks, wie «And Afterwards»? mit einer kurzen, originell quirligen Klarinetten Passage. Über einen sanften Streicherteppich legt sich in «A Wife Lost» ein unwirklicher und fremder Klang eines Synthesizers – wie aus einer anderen Welt. Trotz beinahe einer Viertelstunde Länge entpuppt sich «Sacrifice A Hero» als faszinierender Track und bietet einige kleinere und grössere Höhepunkte. Eine Variation des Titelthemas wird erst verzerrt in Streicher und Holzbläsern wiedergegeben, unterlegt von drängendem Schlagwerk und tiefen Streichern. Dann erlösend ein Streicherakkord – nur kurz – dann verharrt der Streicherklang in schwindelnder Höhe. Später setzt wieder das Orchester mit dem Hauptthema ein – herrlich das Flötensoli.
Die Stimmungen schwanken immer wieder – von dissonanten Klängen zu herrlichen Melodieteilen – unruhig und nervös. Und dann setzt mit jubilierendem Ton – beinahe befreiend – die Solotrompete ein —wie nach einer Schlacht. Was für ein Abschluss! Beginnt «Where?» anfangs verhalten, endet der Track mit heroischem Orchestersound. So bleibt noch «An Unexpected Surprise» und das abschliessende, ruhig und wohltuende «All The Friends», das mit einem besinnlichen Flötensoli beginnt, während die Streicher den bekannten Morricone-Klang zu weben beginnen. Ein Morricone, der nicht nur den Sammlern (und Jägern) empfohlen wird.
Andreas Schweizer | 2000
MISSION TO MARS
Ennio Morricone
Hollywood Records
62:15 | 11 Tracks