Miracle on 34th Street

Review aus The Film Music Journal No. 30, 2003

Acht Jahre lang mussten die Fans dieses herrlichen Weihnachtsscores auf eine offizielle Veröffentlichung warten und sich zwischenzeitlich mit sieben Minuten begnügen, die einem Song-Album beigefügt waren. Intrada hat die Sache nun gerichtet und die Musik auf einer limitierten «Special Collection»-CD der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. MIRACLE ON 34th STREET ist ein Remake des gleichnamigen Filmes von 1947. Der wahre Weihnachtsmann Kriss Kringle (Richard Attenborough) wird des Betrugs bezichtigt und dank des Glaubens der kleinen Susan Walker rehabilitiert.

«Main Title» entführt sogleich in eine zauberhafte Märchenwelt. Begleitet von Kirchen- und Schlittenglocken stellen Orchester und Chor mit dem Weihnachtsmann-Thema eines der wichtigsten Motive vor. Dieses sorgt immer wieder für feierlichen Glanz und hat in «The People We Love» mit einem geheimnisvollen choralen Schimmer einen seiner schönsten Auftritte. Natürlich dürfte es niemanden überraschen, dass Broughton eine reichliche Dosis «Nussknacker» in seine Musik hat einfliessen lassen, aber er beschränkt sich nicht auf blosse Weihnachtsklischees. Es gibt ein niedliches Thema für Susan, die schwierige Beziehung ihrer Mutter Dorey mit dem Anwalt Bryan wird mit einem sehnsüchtigen Liebesthema bedacht und Barockmusik – im Film während Kaufhaus-Szenen dezent im Hintergrund laufend – sorgt für Auflockerung.

Jeglicher Kerzenschein erlischt, als Kriss vor Gericht steht. Ein Knabenchor singt traurig «The Bellevue Carol», schwermütige Tracks wie «I Disgraced Myself» und «Summations» verderben den Appetit auf Lebkuchen. Aber alles wendet sich schliesslich zum Guten. Wenn am Schluss von «Baby on the Way» augenzwinkernd «Santa Claus is Coming to Town» erklingt, wissen wir, dass Kriss Kringle seine Mission erfolgreich erfüllt hat. Man sieht also, der Komponist hat mehr zu bieten als nur Zuckerbäcker-Musik. Aber die macht natürlich den besonderen Reiz dieses Scores aus. Da Weihnachten ein Fest der Traditionen und jährlich sich wiederholenden Ritualen ist, stört man sich nicht so sehr daran, wenn zigfach angewendete und vertraute Klänge zu Gehör gebracht werden. Es spricht für Broughton, dass er mich sogar jetzt – draussen blühen die Osterglocken – ein wenig in Weihnachtsstimmung versetzen kann.

2014 veröffentlichte La-La Land ein Doppel mit den Scores von Broughton und dem 1947er Score von Cyril Mockridge und zusätzlich COME TO THE STABLE (1949), ebenfalls von Mockridge.

Andi  |  2003

MIRACLE ON 34th STREET

Bruce Broughton

Intrada Special Collection

67:50 | 30 Tracks