Die in der Reihe World Soundtrack Awards/Film Fest Gent mit dem Brussels Philharmonic unter der Leitung von Dirk Brossé erschienenen Alben gehören mit zu den feinsten, heute selten gewordenen Neueinspielungen der Filmmusik – wie jene mit Ausschnitten aus Scores von Marco Beltrami jüngst unter Beweis stellte. Diese aktuelle Veröffentlichung widmet sich der Musik von Mark Isham, der hier auf einigen Tracks (JUDAS AND THE BLACK MESSIAH, THE BLACK DAHLIA und THE MODERNS) selbst an der Trompete bzw. Flügelhorn zu hören ist, ebenso wie Thomas Hooten (1. Trompeter der Los Angeles Philharmonic). So wie ich aus dem Booklet entnommen habe, wurden diese Soli allerdings separat aufgenommen. Das tut dem Hörvergnügen natürlich keinen Abbruch, im Gegenteil. Isham habe ich seit A RIVER RUNS THROUGH IT (1992) gerne verfolgt und bin heute zumeist immer noch gespannt auf eine neue Arbeit des Jazz-Trompeters und Komponisten.
Eröffnet wird die CD mit dem «Prologue» aus BOBBY (2006), einem warmen, noblen Stück Americana für den Film von Emilio Estevez. Es folgt eine über neun Minuten dauernde Suite aus dem Disney Abenteuerfilm EIGHT BELOW (2006) und eine weitere Suite, die gerne doppelt so lang hätte ausfallen dürfen: A RIVER RUNS THROUGH IT (1992), Ishams Aufsehen erregendem Durchbruch in der Filmmusik. Der jazzig angehauchte JUDAS AND THE BLACK MESSIAH war für den ein und anderen Filmmusiksammler einer der besten Scores des Jahres 2021 und ein Mitfavorit für eine mögliche Oscarnomination (es kam nicht dazu…). Zu hören ist hier «Funeral» mit Mark Isham an der Trompete. Es folgen «Building a Family» aus LIFE AS A HOUSE (2001) und üppig patriotische, recht repetitive sieben Minuten aus William Friedkins RULES OF ENGAGEMENT (2000). Aus der HBO Serie THE NEVERS (2021) ertönt der Track «The Event Flashback”, während mit der 8:40 Minuten-Suite aus THE BLACK DAHLIA (2006) ein absolutes Highlight aus Mark Ishams Filmografie zu hören ist.
Nach der «Suite Movement III» aus der ABC Serie AMERICAN CRIME (2015 – 2017) folgen das rauchige «Les Modernes Suite» aus Alan Rudolphs THE MODERNS (1988), hier in einer Bearbeitung mit Mark Isham als Solisten sowie eine actionreiche Suite aus dem aktuellen THE UNBEARABLE WEIGHT OF MASSIVE TALENT (2022). Den Abschluss bilden mitreissende, knappe neun Minuten aus dem Jack Robinson Baseballdrama 42 (2013) – der heute längst legendären Nummer des ersten schwarzen Baseballprofis in der MLB.
Hätte man wünschen dürfen, so wären Zugaben von TOGO (2019), BILLY BATHGATE (1991), FLY AWAY HOME (1996) oder dem grossartigen OCTOBER SKY (1999) sicherlich nicht falsch am Platz gewesen. Doch so nehmen wir die CD wie sie ist und erfreuen uns an 73 in der Tat tollen Filmmusikminuten.
Phil | 08.12.2022
MARK ISHAM: MUSIC FOR FILM
Mark Isham
Silva Screen Records
72:43 | 12 Tracks