Love Actually

2003 entstanden gleich zwei moderne Weihnachtsklassiker, und in beiden wirkt Billy Bob Thornton mit. Aber während er in BAD SANTA als Protagonist brilliert, ist er in LOVE ACTUALLY nur ein (sehr kleiner) Teil eines Ensembles, das mit internationalen Stars nur so gespickt ist. Vornehmlich in London während der Weihnachtszeit spielend, beleuchtet LOVE ACTUALLY glückliche und weniger glückliche, amouröse Verstrickungen verschiedenster Menschen in allen möglichen Konstellationen. Die reichen vom kleinen Jungen, der unsterblich in seine Klassenkameradin verliebt ist, bis zum seinem Manager zugetanen, abgehalfterten Rocker, mit dessen Darstellung sich Bill Nighy ein Denkmal gesetzt haben dürfte.

Auch musikalisch ist Nighy als Billy Mack für Akzente besorgt, denn der will mit «Christmas is all around» den erfolgreichsten Weihnachtshit des Jahres landen und damit zurück ins Rampenlicht. Dabei handelt es sich um den mit saisonalen Lyrics abgeänderten Troggs-Klassiker «Love is all around» von 1967, der schon von Wet Wet Wet in FOUR WEDDINGS AND A FUNERAL zu neuem Leben erweckt wurde und damit offensichtlich ein Favorit von Richard Curtis ist, der als Drehbuchautor nebst FOUR WEDDINGS mit NOTTING HILL und BRIDGET JONES Erfolge feierte und bei LOVE ACTUALLY erstmals auf dem Regiestuhl sass.

Seinen Platz auf der Tonspur muss sich der schottische Komponist Craig Armstrong ausserdem mit unzähligen anderen Songs teilen. Doch es spricht für ihn und seine Musik, dass es ihm gelang, sich mehr in den Film einzubringen als von Curtis eigentlich geplant. Wie in den Story-Elementen liegen auch im Score Komik und Tragik nahe beieinander, werden jedoch nicht überbetont, denn der Fokus liegt hauptsächlich auf der Romantik. Dabei beherrscht Armstrong leise, besinnliche und unbehagliche Zwischentöne – hervorgerufen etwa durch Klavier, Klarinetten, Flöten oder Gitarre – ebenso wie den vollen Orchesterklang.

Drei Liebesthemen stehen dem Komponisten zur Disposition. Während das «Glasgow Love Theme» die Schwermut betont, macht sich beim «Portuguese Love Theme» oft Leichtigkeit bemerkbar, die sich schon mal in heiteren Walzerklängen äussert. Auf die feierliche Seite schliesslich kommt das «PM Love Theme» zu stehen. Die beiden Letztgenannten kulminieren im sechsminütigen «Joanna Drives Off», einem emotionalen Höhenflug sondergleichen, einer Hymne auf das Leben und die Liebe, für die zu kämpfen sich lohnt. Es ist vermutlich in erster Linie dieses Stück, das LOVE ACTUALLY zu einem Fan-Favoriten macht und der Ruf nach einer offiziellen Veröffentlichung schon so manches Mal laut wurde.

Diesen Wunsch erfüllt nun La-La Land termingerecht auf die Feiertage 2021. Der reizende Score von Craig Armstrong macht einen guten Gesamteindruck und ist nicht nur jenen zu empfehlen, die noch an die wahre Liebe glauben, sondern allen, die Musik mit viel Herz und Gefühl zu schätzen wissen. Und das schön ausgestattete Booklet mit einer ausführlichen Analyse von Jeff Bond macht dies zu einem geradezu perfekten Weihnachtsgeschenk für sich selbst.

Andi  |  16.01.2022

 

LOVE ACTUALLY

Craig Armstrong

LLLCD 1581

62 Min. | 33 Tracks
Limitiert auf 2000 Stk.