Die Einspielungen mit Dirk Brossé und dem Brussels Philharmonic gehören zu den Feinsten in der Filmmusikwelt. 2023 nun hat man sich Laurence Rosenthal angenommen, dessen Oeuvre und melodisch-thematische Vorgehensweise sich bestens eignet für eine solche CD mit längeren und kürzeren Suiten. Rosenthal wurde am 4. November 1926 in Detroit geboren, studierte an der Eastman School of Music und zwei Jahre in Paris. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem er Musik für Propagandafilme beisteuerte, wechselte er zum Theater, 1955 folgte mit YELLOWNECK sein Debüt als Filmkomponist. Mehr als 130 Filme und TV-Arbeiten betreute er in seiner bis 2008 aktiven Zeit.
Die CD kommt im üblichen Digipackdesign daher mit einem 20seitigen Booklet – und natürlich ganz viel wundervoller Musik. Eröffnet wird die Disc mit einer fast zehn Minuten dauernden Suite zu THE RETURN OF A MAN CALLED HORSE (1976), gefolgt von acht Minuten aus THE MIRACLE WORKER (1962). MICHELANGELO: THE LAST GIANT ist ein TV-Film aus dem Jahr 1965. Weiter geht es mit dem herrlichen Liebesthema zum Actiondrama um General George S. Patton, BRASS TARGET (1978). Schmissig weiter geht es mit dem «Main Title» aus BILLY THE KID (TV, 1989), ehe eine seiner beliebtesten Kompositionen, CLASH OF THE TITANS (1981), bestehend aus einer dreiteiligen Suite, ertönt.
Für die sieben Seasons dauernde TV-Serie FANTASY ISLAND komponierte Rosenthal nicht nur das hier zu hörende Hauptthema, sondern auch deren zehn Episoden. MUSSOLINI: THE UNTOLD STORY (1985) ist eine Mini Series mit dem grossartigen George C. Scott in der Rolle des Diktators – Rosenthal schrieb einen rauschenden Marsch, der in der siebeneinhalbminütigen Suite enthalten ist. Weiter geht es mit Musik zur Mini Series ANASTASIA: THE MYSTERY OF ANNA (1986) gefolgt vom schwermütigen «Main Title (Revised)» zum Sportdrama REQUIEM FOR A HEAVYWEIGHT (1962). Ein weiterer Fanfavorit ist der Score zum Katastrophenfilm METEOR (1979), der hier mit «End Credits» und «Dubov’s Rage» zu hören ist (und gerne etwas länger hätte sein dürfen).
RAISIN IN THE SUN (1961) mit dem beeindruckenden Sidney Poitier zählt sicher zu Rosenthals bemerkenswertesten Frühwerken, hier bedacht mit «Today, He Came into His Manhood». Einen Volltreffer landete Rosenthal mit dem Hauptthema (hier als «Theme» zu hören) für die aufwändig produzierte, aber leider nicht besonders erfolgreiche Serie THE YOUNG INDIANA JONES CHRONICLES (2 Seasons, 1992), zu der er auch diverse Scores (mit Joel McNeely) schrieb. Es folgen Suiten seiner Kompositionen zu den Episoden «Ireland, April 1916» und «And the Hollywood Follies». Abgeschlossen wird diese bemerkenswerte, kurzweilige CD mit einer siebeneinhalb Minuten Suite zum Historiendrama BECKET (1964, Oscar®).
LAURENCE ROSENTHAL: MUSIC FOR FILM AND TELEVISION gibt einen tollen Einblick in das Schaffen des Komponisten, der nebst seinem Oscar für BECKET auch ein Goldmännchen für MAN OF LA MANCHA (1973) sowie diverse Emmy-Nominationen und Gewinne ergatterte. Das Orchester unter Brossé spielt top notch und reiht sich also in die Serie hervorragender Einspielungen im Rahmen des Film Fest Gent ein. Bitte mehr davon.
Phil | 13.12.2023
LAURENCE ROSENTHAL: MUSIC FOR FILM AND TELEVISION
Laurence Rosenthal
Silva Screen Records
73:37 | 16 Tracks