1991: Joel Silvers und seine knallharten, aber oft formelhaft produzierten Actionfilme. Und es war die Zeit, in der Bruce Willis fast immer die selbe Rolle offeriert bekam. So auch in The Last Boy Scout, in dem er de nabgehalfterten Privatdetektiv Hallenbeck spielt. Das Drehbuch von Shane Black, seines Zeichens Autor von Lethal Weapon, wurde für 1.75 Mio $ von David Geffen gekauft, es war das bis anhin höchst dotierte Script aller Zeiten, nur um ein knappes Jahr später von Joe Esterhazs Basic Instinct überbieten zu werden. Diese Phase war eine der bis anhin lukrativsten für die Drehbuchgilde, die lange eher ein Mauerblümchendasein fristete. Ein Autor war nötig, nur besonders gut bezahlt sollte er nicht werden. In en 90ern kippte es dann für einige Jahre ins andere Extrem, doch mit Flops wie Medicine Man und Radio Flyer, deren Bücher ebenfalls für Unsummen über den Tisch gingen, wurde bald wieder eine Kehrtwende eingeläutet. Der Film übrigens ist ein eher misslungenes Spektakel, auch wenn man ihm in den Liner Notes wieder einmal „Kultstatus“ attestiert, wie üblich zu hoch gegriffen.
Michael Kamen hatte in jenem Jahr so einiges zu tun. Nebst dem hier besprochenen standen fünf weitere Filme auf dem Programm, darunter der Riesenflop Hudson Hawk (wieder mit Bruce Willis) und der Blockbustererfolg Robin Hood: Prince of Thieves (inklusive des damals dauerhaft im Radio zu hörenden Songs „Everything I Do“, frühes Céline Dion Feeling kam auf). The Last Boy Scout musste ihm fast wie eine Version von Lethal Weaponvorgekommen sein und ein wenig geht Kamen denn auch in diese Richtung. Beiden Protagonisten, Detectiv und Footballspieler, schreibt er ein eigenes Instrument und Stil zu, allerdings weitaus weniger augenfällig als bei Richard Donners Erfolgsfilmserie.
Während für Jimmy Dix ein bluesig verarbeiteter, akustischer Bass Verwendung findet („Jimmy and Joe in Garage“ mit Schnipsefingern), ist es für den Bruce Willis Charakter ein Horn mit einem erstaunlich verflochtenen, fast traurigen Thema, das in seiner Gänze zum ersten Mal in „Lerve“ zu hören ist (hier und da wechselt die Klangfarbe, zum Besipiel verwendet der Komponist seine geliebte Oboe). Beide Motive zusammen ergänzen sich ebenfalls äusserst harmonisch („Jimmy on the Phone“). Kamen bleibt also der Lethal Weapon Linie treu und das soll alles andere als negativ gemeint sein. Ohnehin ist Last Boy Scout ein stillerer Vetreter, auch wenn wir natürlich die pfeffrigen Actioncues vom Orchester zu hören kriegen, wie der Fan sie vom Komponisten seit Die Hard gewohnt ist („Gun Battle“, „Darian to the Rescue/Car Chase“, das rhythmisch betonte, pfundige „BMW Chase“). Nur eben etwas weniger davon, deutlich mehr Suspense, vielleicht eher etwas für den nicht so arg be-actionten Filmmusikfreund. Gegen Ende der CD dreht Kamen zwar auf, schliesslich mündet auch dieser Film in ein furioses Finale, doch wer knallharten Kamen erwartet, wird nicht vollends bedient.
Nicht zuletzt in Verbindung mit Dixs oft verwendetem Bassthema ist The Last Boy Scout ein durchaus jazziger Kamen in einem sinfonischen Kleid und das macht die Musik äusserst reizvoll und verschachtelt.
Eigenartigerweise klingt die Scheibe ein klein wenig muffig, einige Orchesterdetails, so hat man das Gefühl, scheinen unterzugehen, auch ist die Ausgangslautstärke relativ leise im Vergleich mit anderen CDs. Merkwürdig.
Mit der La-La Land Scheibe, die noch 3 Tracks alternativer Natur enthält, kommen die Kamen Fans ansonsten voll auf ihre Kosten und wir machen ein Häckchen hinter einen weiteren Actioner aus der Feder des viel zu früh verstorbenen Komponisten. Wie wär’s jetzt mit Action Jackson?
THE LAST BOY SCOUT Michael Kamen La-La Land Records LLLCD1331 78:10 Min. / 28 Tracks Limitiert auf 3000 Stück
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