La moglie piu bella

Review aus The Film Music Journal No. 21, 2000

Bei dem Filmtitel wird es sicher einige lange Gesichter mit Fragezeichen geben. Das liegt wohl daran, dass dieser Film schon 30 Jahre alt ist und heute weitgehend unbekannt sein dürfte. LA MOGLIE PIU’ BELLA lief nicht in Bundesdeutschen Kinos, lediglich im TV unter dem Titel «Recht und Leidenschaft». Ich, als in der DDR-aufgewachsener, hatte allerdings die Möglichkeit dieses Mafia-Melodrama unter dem Titel «Die schönste Frau von Damiano Damiani» 1974 im Kino zu begutachten. Da ich damals noch nicht auf dem Filmmusiktrip war, ist mir dieser Film auch nicht wegen seiner Musik in Erinnerung geblieben, sondern wegen der damals vierzehnjährigen Ornella Muti in ihrer ersten Filmrolle, ich war fasziniert von diesem Mädchen, das der Mafia die Stirn bot und nebenbei auch noch toll aussah.

Umso überraschter war ich, dass es jetzt diese CD der Filmmusik gibt und da der Komponist Ennio Morricone heisst, war es keine Frage: die musste ich haben. Was soll ich sagen? Es lohnt sich trotz der kurzen Laufzeit der CD. Dem Booklet habe ich entnommen, dass es aber der vollständige Score sein soll.

Die CD beinhaltet eine 1970 erschienene Single mit dem Titelthema und «Thema di Francesca». Die Musik ist der typische Morricone Sound aus dieser Zeit, unverkennbar und unvergleichlich, niemand anderes machte damals so eine Art von Filmmusik. Mit nur wenigen Mitteln, einem kleinen Orchester, diverser Perkussion, Klavier und der unvergleichlichen Stimme von Edda Dell› Orsa, die allein schon die Anschaffung der CD lohnt, deckt Morricone die ganze Palette von Emotionen, die der Film nötig hat, ab. Mehr oder weniger sind es nur zwei Themen, die Morricone brillant variiert; tragendes Element ist dabei häufig die klagende Stimme Edda Dell› Orsas, geleitet von meist recht düsteren Streichern. Für die Spannungselemente wird eine ganze Reihe Schlagwerk bemüht um einen stampfenden, treibenden Rhythmus zu erzeugen, der wiederum durch Streicher verstärkt wird.

Für einen älteren recht unbekannten Film wartet die Scheibe mit einem guten Stereoklang auf. Die Laufzeit der CD ist mit knapp 28 Minuten okay, denn Morricone hat seine beiden Themen ausgereizt, mehr wäre wahrscheinlich zuviel. Für Fans des Komponisten ist die CD ein Muss, anderen würde ich vorheriges Reinhören empfehlen.

Ronald Kuss  |  2000

LA MOGLIE PIU’ BELLA
Ennio Morricone
Cinevox
27:54 | 14 Tracks