Review aus The Film Music Journal No. 24, 2000
Nach POUR SACHA, DIS-MOI OUI und K ist LÀ-BAS MON PAYS die vierte Zusammenarbeit zwischen Philippe Sarde und dem Regisseur Alexandre Arcady, der sich von seinem Lieblingskomponisten optimal verstanden fühlt und eine kleine Lobeshymne fürs Booklet geschrieben hat, die sich glaubwürdiger liest als viele vergleichbare Hollywood-Beiworte. Verstehen kann man’s, denn auch diesmal hat Sarde wieder einen Score geschrieben, der das Kunststück fertigbringt, eingängig zu klingen, ohne parasitär wirken.
Die melodischen Floskeln, das Instrumentarium, die formalen Strukturen sind unspektakulär, aber biegsam und immer faszinierend. Etliche Soloinstrumente versammeln ein Kammerorchester, wobei besonders die Violine, Gitarre und das Akkordeon hervorstechen. Sarde ist ein Meister der sentimentalischen Melodik, der aber nicht in seiner Veranlagung zur Passivität hängenbleibt, sondern sich auFlehnt, selbst wenn die raschen Ensemblestücke ein schmerzhaftes Lächeln zu verbergen suchen. Selten kann man heute so schöne Dissonanzen hören, freischwebenden Flötenlinien folgen, die hier und dahin verweht werden.
Sarde spielt wie in anderen Scores mit Zitaten, die meist nicht vollständig, sondern (Track 6!) mitten in einer Phrase beigeholt und irgendwann wieder losgelassen werden. Manchmal sind sie kenntlich, anderswo derart verfremdet, daß man sich zwar auf vertrautem Gelände weiß, jedoch nicht zu begründen vermag, wie dieser Eindruck entsteht.
Milde gestimmte, resignative, zugleich aber lebensgierige Musik für das aufmerksame Ohr.
Matthias | 2000
LÀ-BAS MON PAYS
Philippe Sarde
SAN
63:55 | 14 Tracks