Krull (La-La Land)

Nur kurze Zeit nach dem Tod von James Horner, der ein riesiges Loch in der Filmmusikwelt hinterlässt, kam bei LaLa-Land eine zweite und identische Edition des rasch ausverkauften Doppelalbums aus dem Jahr 2010 heraus. Persönlich hätte ich es betreffend der Trauerzeit als schicklicher gefunden mit diesem Release noch ein bisschen zuzuwarten. Die CD hätte sich zweifellos auch 2 Monate später gut verkauft. Meine Meinung.

Krull war einer der Filme, die sich mit allem möglichen bemüht haben vom Science Fiction/Fantasy Boom zu profitieren, doch diverse Rewrites und Probleme beim Dreh führten zu einem der schlechtesten Film von Peter Yates (Bullitt) – man darf sich durchaus fragen, was sich ein Regisseur seines Renomées dabei dachte, ein solch wackeliges Drehbuch zu verfilmen. Das für damalige Zeiten satte Budget von 27-30 Mio.$ ist dem Film ausserdem kaum anzusehen. Vielmehr wirkt Krull wie ein verkrampftes und ziemlich aufgeblasenes B-Picture mit einem Cast in ihren Kinoanfängen (Liam Neeson allen voran) und Hauptdarstellern, die danach entweder im TV-Einerlei verschwanden oder in kaum erwähnenswerten Filmen auftraten. Hie und da taucht der Film auch in „schlechtester Film aller Zeiten“ Listen auf. Ganz soweit würde ich allerdings nicht gehen. Seichte Fantasyunterhaltung ohne viel Fleisch am Knochen trifft es eher.

Wie auch immer, dem Film sei Dank kamen wir zu einem wunderbar melodischen, lebhaften und grossartig sinfonischen Score von James Horner, dessen Stern in dieser Phase seines Schaffens gerade aufgegangen war. Und das notabene in einem Jahr, in dem er sage und schreibe sieben (7!) weitere Filmmusiken (u.a. die grossartigen Gorky Park und Brainstorm) schrieb.

Sinnbildlich für den gesamten Score von Krull: Track 1 „Main Title and Colwyn’s Arrival“ beginnt mit tiefen Holzbläserklängen, Bassfagott, Bassklarinett;, es übernimmt eine wortloser Frauenchor ehe wir erste Teile der Heldenfanfare hören. Danach erklingt das Hauptthema in schönstem Glanz, volles Orchester (oder auch: volle Pulle) für die Ankunft von Colwyn. Ein umwerfendes Stück, das fast alles beinhaltet was einen Grossteil von Krull ausmacht.

Lyssa und Colwyn’s Liebesthema ist in „The Slayer’s Attack“ zu hören, zuerst die Celli später die Violinen und ein kurzer Ruf der Fanfare, ein traumhaft schönes Liebesthema (eine Version dessen ist in „The Widow’s Lullaby“ zu hören), das durch die Ankunft der bösen Slayer umgehend gestoppt wird. Tiefes Blech, Synthies schneiden plötzlich in das Love Theme, das sich aber wieder zu Wort meldet, ehe bei ca. 4:05 das Slayermotiv abermals die Führung übernimmt. Es folgen schnelle Figuren der Streicher und des Blechs, begleitet von Perkussion in Colwyns heldenhaftem Kampf, doch den Slayers gelingt es Lyssa als Beute für das ausserirdische Monster zu entführen – womit wir wieder beim Film wären: Strumpfhosen, Ritterspiele und Extraterrestrials, irgendwie passt das nicht.

Von Ynyr wird Colwyn aus der Bewusstlosigkeit geweckt, er soll die uralte Waffe Glaive finden, denn nur mit dieser lässt sich das Biest bezwingen, das sich in seine riesige Festung zurückgezogen hat.
Colwyn muss den gefährlichen Anstieg wagen um Glaive zu finden. Wir hören das Thema der Waffe („Quest for Glaive“), ausführlich und in voller Länge und Colwyns königliches Motiv wird angespielt. Die düstere Stimmung in der Höhle schliesslich endet, wenn Colwyn Glaive aus der steinernen Lava befreit hat.

Ein dunkler, heftiger Orchesterclash symbolisiert die schwarze Festung, wenn diese sich an einen neuen Ort teleportiert („Lyssa in the Fortress“) während Colwyn sich mit seinen Gefährten in die Höhle des blinden Sehers aufmacht, der ihnen bei der Suche nach der Festung helfen soll. Hier vernehmen wir geheimnisvolle Klänge der Glasharfe, Chimes, Violinen und Synthesizer („The Walk to the Cave“). Die Vision des Sehers wird von einem brodelnden Crash aus Tuba, Bassposaunen, Kontra- und Bassfagotten etc. durchbrochen („The Seers Vision“), während der Spannungstrack „The Changeling“ mit tiefem Männerchor und unheilvoll klingenden Streichern beginnt, in dem es dem Seher von einem Doppelgänger an den Kragen soll. Nicht nur hier sind Momente zu hören, die Horner für Star Trek II – Wrath of Khan so erfolgreich verwendet hat. Weiteres düsteres Material gibt es in „Vella“ (mit dem Liebesthema angespielt in Moll) und dem unheimlichen, sehr effektvollen „The Widow’s Web“ zu hören (Teile von Aliens vorwegnehmend).

Colwyns Thema ist derweil in einigen anderen Stücken zu hören: Majestätisch in „Leaving the Swamp“ oder dem möglichen Höhepunkt des Scores, „Ride of the Firemares“, in dem das Thema Colwyns sowie das Glaive Motiv gemeinsame Sache machen und sich die Fanfare zum Ritt dazugesellt. Ein fantastisches, mitreissendes Stück und eine Art Horner-Trademark, das später auch in Willowzu hören sein würde (in Krull minus der Shakauhachi natürlich). Auch in „Battle on the Parapets“ beherrschen zunächst erhabene Klänge eines Marsches und Colwyn’s Thema die musikalische Szenerie, während „Inside the Black Fortress“ deutlich düsterer gefärbt ist. Colwyn befreit seine Angebetete ehe das lange, 8:30 Min. dauernde „The Death of the Beast and the Destruction of the Black Fortress“ nochmals für einen musikalischen Rausch sorgt und Hornern mit „Epilogue and End Title“ den Film ausklingen lässt.

Krull ist eine umwerfende Musik eines Komponisten, der zu jener Zeit gerade begann die Filmwelt zu erobern. Auch wenn ihm immer wieder vorgeworfen wurde sich zu oft allzu fest an seinen Stil zu klammern, so ist eines sicher: Krullwar eine der Kompositionen, die aufzeigte, dass Horner mehr als fähig war eine dramatische, packende und opulent orchestrierte Filmmusik reich an Höhepunkten zu gestalten (notabene für einen nicht besonderen Film musikalisch das beste herausholte), die bei vielen Fans nur allzu verständlich in den Top Ten des Komponisten auftaucht.

Phil, 11.8.2015

KRULL

James Horner

LaLa-Land Records (2nd Edition)

CD1: 45:23/11 Tracks
CD2: 54:16/12 Tracks

Limitiert auf 2000 Stk.