Killer Bees

David Shire gehört bestimmt zu den eher stiefmütterlich behandelten Filmkomponisten, wenn es um die Anzahl Veröffentlichungen auf Tonträger geht. Caldera hat sich wohl das Gleiche überlegt, als sie drei Score auf eine CD pressten:

Bei KILLER BEES (1974) handelt es sich um einen TV-Film mit Kate Jackson, die danach in CHARLIE’S ANGELS zu sehen sein würde und zu Startum gelangte. Zu sehen ist übrigens auch der ehemalige Stummfimstar Gloria Swanson in einem ihrer letzten Filme. Sie spielt hier die alles kontrollierende «Stammmutter» eines Weinguts, die mit der Verlobten des Sohns wenig anfangen kann und eine «sonderbare Beziehung» zu Bienen, deren Stiche töten, hat. ISN’T IT SHOCKING? aus dem Jahr 1973 ist ein weiterer Fernsehfilm. Hier dreht sich die Story um einen Polizisten, der mit merkwürdigen Todesfällen, die jeweils 63 Jahre alte Bewohner der Kleinstadt betreffen, konfrontiert wird. Alan Alda, Edmond O’Brien, Will Greer und Ruth Gordon spielen. Regie geführt hat John Badham, auf den Shore später bei SHORT CIRCUIT wieder treffen würde. Und auch HARPY (1971) ist ein TV-Movie, es spielen Elizabeth Ashley, Mark Miller und Hugh O’Brien, zumeist Darsteller, die hauptsächlich im Fernsehen tätig waren. HARPY ist ein Beziehungsdrama, wobei der namengebende Charakter ein Adler ist.

Shire stand damals, als er KILLER BEES vertonte, kurz vor seinem eigentlichen Durchbruch mit THE CONVERSATION (1974) von Francis Ford Coppola – und es war eine Phase, als auch A-List-Komponisten sich vermehrt im TV-Business durchzukämpfen hatten.

11 Stücke und rund 19 Minuten lang ist der Score zu KILLER BEES, der, durchaus vom Komponisten beabsichtigt («Because I knew his music, I imitated it»), Parallelen zu den Arbeiten Bernard Herrmanns, insbesondere PSYCHO (1960), hat – während für jenen anderen «Umwelt»-Thriller Hitchcocks mit fiesen geflügelten Bösewichten, THE BIRDS (1963), keine Musik verwendet wurde.
Holzbläser und Streicher sind es, die in «Death of a Salesman» den Tod angeben und die oben angesprochene Nähe ist unweigerlich hörbar. Einen Moment der Ruhe strahlt «Main Titles» aus, hier ist ein Thema zu vernehmen, gekoppelt mit einem auf- und absteigenden Motiv, unterstützt vom gut versteckten Cembalo, während «Call Me Madam» einen Hauch mysterioso versprüht. Die Blechbläser spielen in KILLER BEES eine eher untergeordnete Rolle, sind aber dann und wann zu vernehmen, ebenso ist in «Comb-coming Queen» eine Orgel zu hören.

Von ISN’T IT SHOCKING? sind rund 20 Minuten Musik enthalten. Die für ein eher kleines Orchester konzipierte Musik beginnt mit den Water Chimes, ehe ein gelungen verspieltes, folkloristisch anmutendes Hauptthema für Soloinstrumente wie Flöte, Oboe, Violine, und auch Trompeten die Szenerie übernimmt. Die ätherischen Klänge des Water Chimes, gespielt von Emil Richards, wechseln sich mit traurigen und spannenden Teilen sowie mit dem öfter verwendeten Hauptthema ab. Dramatisch sind die temporeichen Tracks «To the Farmhouse» und «Justin the Nick of Time» gestaltet, «Into Town» ist etwas abgebauter gehalten, während «Willies of the Field» erdrückende Spannung zeigt. Interessant die besudelt, betrunkene Art und Weise von «Margie’s Cat House» mit den gestopften Trompeten, Posaunen und der leicht verstimmten Solovioline. Von den hier vorgestellten Musiken ist ISN’T IT SHOCKING die Komplexeste.

HARPY bildet den Abschluss mit ca. 17 Minuten, das frühes «very seventish» mit einem Cembalo-Klang, E-Bass und Schlagzeug zusammen mit Blech und Streichern, sowie Soli der Holzbläser zeigt. Der Grossteil des Scores ist im Spannungsgefilde angesiedelt, manchmal in die Höhen entschwebend mit Flöten wie in «Mock Hunt».

So sind alle Drei für sich gesehen unterschiedlich genug, um genug Hörspass zu bieten. Mehr davon bitte!

Phil  |  13.09.2023

KILLER BEES / ISN’T IT SHOCKING? / HARPY
David Shire
Caldera
55:21 | 28 Tracks