Juan Darien: A Carnival Mass

Review aus The Film Music Journal No. 11, 1997

Dieses Tony-nomierte Bühnenproduktion von Elliot Goldenthal entstand in Zusammenarbeit mit seiner Frau Julie Taymor, welche aber an der Musik nicht beteiligt war. Es ist ein weiteres Beispiel für das vielschichtige Arbeiten dieses Komponisten, der uns demnächst BATMAN & ROBIN bringen wird.

Anders als das VIETNAM ORATORIO wurde hier mit einem Frauen-Chor nur aus Mezzosporanistinnen und einem kleinen Orchester gearbeitet. Goldenthal hat in seinem bisherigen Schaffen eine Vielzahl an klassischen Werken und Bühnenarbeiten komponiert. Dies auch aus dem Grund, weil er sich nicht als Filmmusik-Komponist „abstempeln“ lassen und seine anderen Fähigkeiten vernachlässigen will.

Schwer und noch atonaler als das zuvor erwähnte ORATORIO bietet Juan Darien für den Zuhörer aber fast keinen Einstiegspunkt. Die Musik provoziert in ihrer jähen Abruptheit und erst nach mehrmaligem Zuhören fand ich eine Öffnung, dies ab Track 6. Ab diesem Punkt gewinnt die Musik an Substanz und besteht eher aus erzählerischen Elementen, welche sich auch tonlich umsetzen lassen, ohne dass die Milch sauer wird. Die Gesänge erinnern an Trauer und Verlust, an Rache und Kampf. Hie und da schleichen sich Karneval-ähnliche Klänge ein, komplett mit Marktschreier und wilden Trompeten. Da aber JUAN DARIEN eine Bühnenproduktion ist, kann ich mir gut vorstellen, dass die klangfarblichen Bilder dort viel besser zur Geltung kommen und klarer vermittelt werden.

Ich persönlich fühle mich erneut von Goldenthals breitem Spektrum beeindruckt, gestehe aber ohne Zögern ein, dass ich dem Filmschaffen den Bühnen- und Konzertwerken des Komponisten den Vorzug geben würde. Dennoch bin ich auf die Oper GRENDEL gespannt, welche Goldenthal wieder zusammen mit Julie Taymor inszenieren wird.

Steve  |  08-1997

JUAN DARIEN: A CARNIVAL MASS
Elliot Goldenthal
Sony Classical
59:52 | 16 Tracks