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Nach SÉANCE ON A WET AFTERNOON überrascht Quartet Records erneut mit einem dicken John Barry-Goodie, ja sogar gleich deren drei. THE POLYDOR YEARS enthält drei Alben, die zwischen 1972 und 1976 erschienen sind. Barry unterschrieb bei dem Label, nachdem sein Vertrag bei CBS ausgelaufen war.
Als erstes Album erschien THE CONCERT JOHN BARRY (1972), ein orchestrales Konzertwerk seiner Filmmusiken eingespielt mit dem The Royal Philharmonic Orchestra und aufgenommen in den Abbey Road Studios. Alle Stücke der LP/CD arrangierte John Barry neu und gemeinsam mit dem grossen Klangkörper des Royal Philharmonic schuf er einen ausladend epischen Klang, der Barry einige Jahr später ständig begleitete. Vergleichbar, auch von den Tempi her, ist das Album mit MOVIOLA aus dem Jahr 1992, das Barry ebenfalls mit dem RPO einspielte, jedoch mit komplett anderem Programm.
THE CONCERT JOHN BARRY beginnt mit einer 18minütigen «James Bond Suite» mit sieben instrumentalen Titelsongs und dem beliebten «007» in orchestraler Form. Danach folgt BORN FREE (1966), einer Suite aus drei Stücken aus Barrys Musical «Alice’s Adventures in Wonderland», MIDNIGHT COWBOY (1969) und MARY, QUEEN OF SCOTS (1971). Die Suite aus THE LION IN WINTER (1968) wurde zwar aufgenommen, war aber auf der 1972er LP nicht enthalten. Hier ist sie zum Glück dabei. Beendet wird die CD mit Barrys Titelthema aus der kurzlebigen TV-Serie mit Gene Barry und Roger Moore: THE ADVENTURER (1972 – 1974). Es ist dies die Scheibe des Trios, die bei mir sicher am meisten laufen wird.
Das zweite Album ist PLAY IT AGAIN – THEMES FROM STAGE, SCREEN AND TELEVISION, aufgenommen in den AIR Studios. Barry arrangierte die zu hörenden Stücke für ein kleineres Ensemble, inklusive Streicher, in poppigerem Gewand und, je nach Stück, auch temporeicher als etwa in THE CONCERT JOHN BARRY und mit Soloinstrumenten wie dem Clavichord in «Sail from the Summer Winds» aus THE DOVE, die E-Orgel und Querflöte in WALKABOUT (1971), E-Gitarre, Clavichord, E-Bass etc. in «Play it Again» aus THE TAMARIN SEED (1974) – und das kurios «verpoppte» «This Way Mary» aus MARY, QUEEN OF SCOTS.
Nebst den Filmwerken sind zwei Stücke aus John Barrys Musicalzeit «Billy» und «Lolita» enthalten sowie das Thema zur kurzlebigen Fernsehserie ORSON WELLS’ GREAT MYSTERIES (1973 – 1974) mit dem unverkennbaren Moog Synthesizer als Basslinie. Auch hier war ursprünglich nicht alles auf dem Album, was Barry einspielte: A DOLL’S HOUSE (1973) und «Curiouser and Curiouser» aus «Alice’s Adventures in Wonderland» sowie THE WHISPERERES (1967) und Seltenheiten wie THE ADVENTURER, FOLLOW ME (1972) aber auch ein eher ungewöhnliches Arrangement zu DIAMOMDS ARE FOREVER (1971, mit dem angesprochenen Moog, Synthies, Klavier, E-Gitarre, Percussion) und THE WHISPERERS (1967) fanden ihren Weg auf spätere Sampler und nun dankenswerterweise als Abschluss auf diese CD.
Den Abschluss bildet THE AMERICANS, Barrys Konzertwerk oder Konzeptalbum (wie man will) das von seinem Aufenthalt in den USA inspiriert ist, in der Paramount Sound Stage eingespielte wurde und eine Mischung aus Easy listening und Jazz mit orchestralen Elementen zeigt. Sechs Stücke, darunter die fast 18 Minuten lange «Yesternight Suite» teilen sich das 36 Minuten dauernde Album. Geschrieben für Orchester und Jazzensemble, leuchten die Augen bei Musikernamen wie u.a. Tony Terran (Trompete) Dick Nash (Posaune), Jerome Richardson (Tenorsaxofon), Artie Kane (Keyboards) und John Guerin (Drums) auf.
Hier ist wirklich für jeden John Barry Fan etwas dabei, sei es für Sinfoniker, 70s Feeling-Liebhaber, Easy Listening und ein wenig auch für den Jazz-Fan. Quartet legt der hübsch gestalteten Box ein 24-Seiten-Booklet mit Texten von Jon Burlingame und Chris Malone bei. Far out, man!
| Phil 07.02.2025
JOHN BARRY: THE POLYDOR YEARS
John Barry
CD 1: 43:06 | 7 Tracks
CD 2: 50:56 | 18 Tracks
CD 3: 35:46 | 6 Tracks
Limitiert auf 1200 Stk.