Goldsmith at 20th – Vol. V

La-La Land Records setzt die Serie mit Goldsmith Musiken, die er für 20th Century-Fox schrieb, unbeirrt fort. Bereits ist Vol. V erschienen, dies als Doppel-CD. «From the early 1960s through the late 1970s, 20 Century-Fox was Jerry Goldsmith’s second home», wie es treffend im Booklet steht. Hier sind sieben Musiken für TV-Serien Pilotfilme und nicht realisierte Projekte enthalten.

Eröffnet wird diese CD mit Goldsmiths Score zum Pilotfilm und weiteren zwei Episoden (insgesamt 33 Minuten) der nur gerade eine Season dauernden CBS-Serie ANNA AND THE KING (1970) mit niemand geringerem als Yul Brynner, der diese Rolle bereits im Musical THE KING AND I (1956) spielte. Eröffnet wird die Musik mit der erfrischend bezaubernden Titelmusik, die natürlich einen unüberhörbar asiatischen Einschlag aufzeigt. 16 Minuten waren zuvor via Varèse Sarabande Box JERRY GOLDSMITH – 20TH CENTURY FOX zu hören.

NICK QUARRY (1968) begeistert mit dem flotten Jazzpopthema für Blechbläser und Sax mit E-Bass und Drums, das sodann in ein von Flöten und E-Piano bestimmten Motiv übergeht, um schliesslich wiederum vom Blech (muted Trompeten, Posaunen) und Saxofonen zum Finale geführt zu werden. Der Rest des rund 10 Minuten dauernden Scores bleibt in diesen Bahnen mit Instrumenten wie Hammondorgel und E-Gitarren-Rhythmen, aber auch einem Akustikbass. Eine flotte, begeisternde Musik für diesen nur 15 Minuten dauernden Präsentationsfilm mit Tony Scotti und Gena Rowlands, der aber doch nicht zu einem Piloten oder zur Serienreife führte. NICK QUARRY wurde zuvor auf dem Film Score Monthly Album THE STRIPPER präsentiert.

ONLY IN AMERICA (1974) war ebenfalls eine geplante Serie, die nicht über das erweiterte Planungsstadium und einem 30-Minuten Piloten hinaus kam. Goldsmith komponierte dafür eine unverhohlen jüdisch klingende Titelmusik für Klarinette, Gitarre, Bass, Streicher und Blechbläser. Drei kurze Tracks haben überlebt und werden hier zum ersten Mal präsentiert.

ROOM 222 (1969 – 1974) unterscheidet sich von der auf der FSM zu findenden CD ACE ELI AND RODGER OF THE SKIES nur durch die Zugabe von «End Credits (short)». Geschrieben von James L. Brooks überdauerte die an einer Schule spielende Serie immerhin fünf Seasons. Die Titelmusik («Main Title (long)», leichtfüssig und catchy in 6/4 und off-meter für Blockflöte, Gitarre, Trompete, Streicher, E-Bass und Perkussion geschrieben, ist ausführlich in «Theme» präsentiert, das in Goldsmiths TV-Musik Segment vieler seiner Konzerte Eingang fand. Enthalten sind hier auch die Musiken zu den von Goldsmith komponierten Episoden «Richie’s Story» und «The Flu».

Mit einer Premiere beginnt CD 2: Der Score zum Pilotfilm PRUDENCE AND THE CHIEF (1970, über eine weisse Lehrerin, die in einem Dorf der Ureinwohner eine Schule errichten will) ist zum ersten Mal auf Tonträger erhältlich. Wer Goldsmiths Wild-West Musiken kennt, wird hier Bekanntes (insbesondere RIO CONCHOS und HOUR OF THE GUN, aber auch THE BALLAD OF CABLE HOGUE) heraushören, Track 9 «Found Child» scheint gar 1:1 aus RIO CONCHOS übernommen. Ein «catchy» Titelthema für E-Gitarre, Schlagwerk, Streicher, Harfe, Keyboards führt den Score an, Suspensetracks mit Perkussion, Holzbläsern und Streichern und «indianische» Elemente folgen. Angedacht war auch hier eine Serie, doch kam es aus verschiedenen Gründen, hauptsächlich aber wegen eher flauen Kritiken, nicht dazu.

A TREE GROWS IN BROOKLYN ist ein 75 Minuten TV-Film mit Diane Baker und Cliff Robertson basierend auf einem Roman und dem erfolgreichen Elia Kazan Film aus dem Jahr 1945. NBC plante eigentlich eine Serie, aber auch hier war mit dem TV-Movie bereits Schluss. Rund 14 Minuten waren auf der bereits erwähnten, einst heiss begehrten 6-CD-Varèse Box enthalten. Hier präsentieren Neil S. Bulk und Mike Mattesino 23 Minuten stille, feingliedrige, manchmal melancholische und auch verspielte Musik, geschrieben für Holzbläser (Klarinette, Flöte) und Streicher, Harfe sowie Klavier – ein wenig Verspieltheit aus TWILIGHT ZONE-THE MOVIE «Kick the Can» ist dann und wann zu vernehmen.

Beendet wird die CD mit A GIRL NAMED SOONER (1974). Das Programm scheint das gleiche wie auf der Film Score Monthly Scheibe, die sich der Score mit THE FLIM-FLAM MAN teilte, zu sein, die Tracktitel allerdings unterscheiden sich. Das auf NBC 1975 ausgestrahlte und von Kritik wie auch Zuschauern sehr gut aufgenommene Drama mit Richard Crenna und Lee Remick, die als kinderloses Ehepaar, das «Mädchen namens Sooner» adoptieren, zeigt Goldsmith wiederum von seiner gefühlvollen, sentimentalen Seite. Das Hauptthema wird in «Main Title» von der Mundharmonika und einer Querflöte eingeführt, begleitet von Holzbläsern, Streichern und Harfe. Ein Hauch Americana und ein wenig THE WALTONS können wir in dieser ruhigen Filmmusik heraushören. Wem A GIRL NAMED SOONER bisher verwehrt blieb, kann hier einen feinen Score beschnuppern, dessen Mundharmonika in den düstereren Momenten an MAGIC (1978) erinnert.

Fazit: Für die Goldsmith-Fans ist hier also einiges dabei, was bisher unveröffentlicht blieb, aber auch die ein oder andere bereits bekannte Musik gilt es wieder zu entdecken.

Phil  |  08.10.2022

GOLDSMITH AT 20TH VOL. V
Jerry Goldsmith
La-La Land Records
CD 1: 34 Tracks
CD 2: 42 Tracks
130:27
Limitiert auf 2000 Stk.