Into Thin Air: Death on Everest

Review aus The Film Music Journal No. 13/14, 1998

Seit einigen Ausgaben schwirrt ein Name durch den Rezensionsteil des Film Music Journals, der vielleicht noch nicht allen geläufig ist: Lee Holdridge. Das aktuellste Werk des sich auch öfters im Fernsehgefilde (THE BEAUTY AND THE BEAST, 1987, 3 Seasons) tummelnden Komponisten ist die Musik zum TV-Bergsteigerdrama INTO THIN AIR: DEATH ON EVEREST (1997) von Robert Markowitz mit Peter Horton, Christopher McDonald, Richard Jenkins und anderen über den Versuch an einem schicksalshaften Mai-Tag 1996 den Mount Everest zu erklimmen, der zu zwölf Todesopfern führte. Der Film basiert auf Jon Krakauers Roman INTO THIN AIR – der Autor war an diesem fatalen Tag ebenfalls als Bergsteiger beteiligt.

Holdridge komponierte eine grossorchestrale, manchmal bombastische und melodisch geprägte Arbeit, aufgenommen mit dem imposanten The Philharmonia Orchestra.

Das Fünf-Noten-Hauptthema («Main Title», «The Summit») zumeist von Violinen und Hörnern intoniert, ist nobel und gradlinig, einfach und klar gestaltet. Öfters wird es nur kurz angespielt, nur selten bleibt wie in «Rob and Doug Summit» Zeit für eine ausführliche Präsentation, was dem Hörvergnügen aber keinen Abbruch tut. Wer Holdridge mag und weiss, dass er ein Romantiker ist, wird sich ob des romantischen Liebesthema erfreuen, das bei ihm nicht fehlen darf. In seiner vollen Schönheit ist es in «Sarah» zu hören. Als Kontrast zu diesen markanten Themen stellt der Komponist komplizierter gestaltete, verflochtene Suspensemomente, die das Drama am Berg der Berge treffend schildern: «I Can’t Breath», «Not for Humans». Die Schlagwerksektion wurde zusätzlich mit einer Vielzahl an Gongs und Daiko Trommeln verstärkt, das ist Holdridges Art dem Lokalkolorit einen kleinen Hinweis zu geben. Das staccato Spannungsmotiv («Decision Time») mit dem die CD eröffnet wird, lässt THE RIVER WILD (1994) Stimmung aufkommen.

Mit rund 45 Minuten Laufzeit ist die CD für hervorragendes Hörvergnügen besorgt, die pulsierende Musik bleibt stets, auch mit mehr (und verdienten) Hördurchgängen interessant.

Wieder einmal stellt sich die Frage, weshalb ein derart begabter Komponist keine Gelegenheit erhält wenigstens ab und zu einen A-Film vertonen zu können. Das Format dazu hätte Holdridge ohne Zweifel.

Phil | 1998

 

INTO THIN AIR: DEATH ON EVEREST

Lee Holdridge

Citadel

46 Min. | 18 Tracks