Instinct

Review aus The Film Music Journal No. 20, 1999

Die ständigen Klagen über mangelndes Niveau heutiger Hollywood-Komposition, aber auch der Widerstand von Liebhabern «klassischer» Musik gegenüber Filmmusik haben ihre Substanz in Partituren wie dieser hier: routiniert zusammengewerkelt, Chor und Orchester plus Elektronik einbeziehend, dazu die Duftmarken des Komponisten.

Elfman schöpft das traditionelle Reservoir musikalischer Gesten aus, gebunden an naheliegende Instrumente. Er unterlegt zeitgenössisch-simple Rhythmen und zerrt von seinen alten Vorlieben für jahrmarktartige Klangmixturen, im Detail unprägnant, in der Mischung aber wirkungsvoll. Das Ergebnis ist trivial, nicht unsympathisch, entzieht sich allerdings jeglichen Ansprüchen an wirkliche Konzepte. Musik wie ein Softdrink, hält nicht vor, lullt ein, entwickelt sich nicht, spielt aber auch nicht mit der Möglichkeit, statische Zustände eigens zu thematisieren, wie es die Minimal Music in ihren besseren Ausprägungen stets vermochte.

Elfmans Musik ist seit jeher naiv, immer auf dem Sprung, und genau das scheint ja auch einen entsprechenden Nerv seiner Fans zu treffen. Ein Stück wie der «Main Title» aus MARS ATTACKS begeisterte, weil Elfman dort die Genretradition der fünfziger Jahre anzitierte und umformulierte. INSTINCT hingegen verrät an keiner Stelle den Impuls, über das Sammeln von Stimmungen und Klangbildern hinauszukommen. Diesen Träumereien kann man sich überlassen. Ist man jedoch nicht auf dergleichen aus, so führt INSTINCT alsbald zum Überdruss.

Matthias  |  1998

INSTINCT
Danny Elfman
Varèse Sarabande
38:38 | 8 Tracks