Inchon

INCHON (1982)… zum Sechsten. Schon speziell wie sich eine Musik zu einem Film, der eigentlich in allen Belangen durchfällt oder kaum gesehen wurde, beinahe «verselbständigt». Intrada hat sich nun entschieden das 2020 erschienene Trippelalbum nochmals aufzulegen, allerdings mit besserer Ausgangslange, sprich besserer Tonspurenelemente. Sonst ist alles gleich geblieben: CD 1 präsentiert das 1982er Album, CD 2 die 2006er Version mit 24 Tracks und CD 3 den Complete Score mit nun 30 Tracks und dem Track «Tanks Arrive» sowie als Abschluss dieser Version «Love Theme (Album Version)», dazu gibt es sechs statt drei Extra Tracks. Ob sich der Kauf lohnt, wenn man schon diverse der INCHON Alben hat, muss jeder für sich entscheiden. Klanglich kann ich den Vergleich zur 2020er Version nicht anstellen, da diese damals irgendwie an mir vorüberging – shit happens – glaubt man den Machern, so soll das neue Album in der Tat um einiges knackiger sein, Roger Feigelson spricht von «night and day». Musikalisch bietet eine lange INCHON, falls man lediglich das alte 39 Minuten Album sein Eigen nennt, sicher genug Stoff.

Dass Goldsmith Generäle, Kriege und asiatisches Setting, von welchem es in INCHON nicht wenig zu hören gibt, ganz besonders gut kann, wissen wir alle. INCHON bietet dabei mehr Platz für musikalische «Freundlichkeiten» als MACARTHUR, TORA! TORA! TORA! und PATTON. Dies vor allem in Lims Thema – gespielt von Karen Kahn -, das Goldsmith durchgehend verwendet, plus in einem Liebesthema, das im Film aber nur ein einziges Mal zu hören ist: in der Szene, die Goldsmith mit «The Apology» betitelt hat. Das «Love Theme» zum Schluss des Scores (Track 30, CD 3) war nur für die Soundtrackauskopplung gedacht. Wie erwähnt, das asiatische Flavour betimmt den Score, hier wird viel Schlagwerk auf diverseste Weise verwendet und angeschlagen. Dazu schrieb Goldsmith Musik für die Kampfszenen, wie sie in «Main Title» zu hören ist. Ein nobles Motiv hat der Komponist General MacArthur zugedacht (von niemand Geringerem als Laurence Olivier gespielt), es ist, natürlich, in «MacArthur», vornehmlich von den Blechbläsern und in «The Ships» von den Hörnern und einer Oboe gespielt zu hören. Einen Gang zurück schaltet Goldsmith, wie bereits erwähnt, mit dem Thema für Lim, «The Bridge» (Teile davon sind in «The Aftermath» variiert). Ein INCHON Thema an sich ist in «The Harbor» sowie «Prologue» zu hören, während wiederum im «Inchon Thema» genannten Track sich das MacArthur-Motiv erhebt.

Die Produktion des auf 44 Millionen $ aufgeblasenen, teuren Films, war geplagt von vielen Problemen, etwa des Tods eines der Hauptdarsteller (David Janssen) und der unangenehmen Einflussnahme der Produzenten geschuldet. Auch für Goldsmith war die Angelegenheit keine einfache, wurde doch das Orchester in Rom in einem Weinkeller versammelt, viel zu klein und eng für das grosse Orchester. Dazu kam, dass der Komponist nach einigen Tagen Pause plötzlich andere Gesichter in den Musikerreihen vor sich sah, um pick-ups aufzunehmen oder Fehler auszumerzen, darunter litt erwartungsgemäss die Einspielung. Für das 1982er Album nahmen Goldsmith und Toningenieur Len Engel einige Eingriffe vor, die die Musik auch dramaturgischerseits in einem anderen musikalischen Licht erscheinen liessen.

Im 24 Seiten starken Booklet geht Douglass Fake in die Geschichte der bestehenden Alben und auf die 30 Tracks des «Complete Score in Sequence» ein.

Gute Goldsmith Musik zu einem eher misslungenen Film! War da nicht was?

Phil  |  22.03.2024

INCHON
Jerry Goldsmith
Intrada
CD 1: 38:45 | 12 Tracks
CD 2: 56:06 | 24 Tracks
CD 3: 67:40 | 36 Tracks