Review aus The Film Music Journal No. 20, 1999
Es ist schon erstaunlich, wie sich Christopher Young vom schubladisierten Horrorkomponisten zu einem der begehrtesten Filmmusiker in Hollywood gemausert hat. Seine bisweilen strukturierten, dann wieder dunkel atonalen und kraftvollen Kompositionen zu THE FLY II (1989) und HELLRAISER (1987) zählen zum Besten in Sachen Horrormusiken der 80er Jahre, seine Thrillerscores heben sich durch die experimentellen Einflüsse meist vom Durchschnitt ab und wenn es mal volle Pulle in Sachen Blockbuster geht, dann kommt etwas Duftes wie HARD RAIN (1998) dabei heraus.
Der Film wurde vom Australier Michael Rymer inszeniert, der später vor allem im Fernsehen mit BATTLESTAR GALACTICA (2004 – 2009) und HANNIBAL (2013 – 2015) gearbeitet hat. Hier spielen Omar Epps, als Frischling aus der Polizeiakademie direkt und ohne Umschweife ins kalte Wasser geworfen, LL Cool J und der stets gerne gesehene Stanley Tucci.
Mit IN TOO DEEP (1999) geht Young in eine andere Richtung als bisher von ihm gewohnt und verbindet moderne, urbane Klänge (sprich: Techno) mit jazzigen Attributen in loser Verbindung mit traditionellem Orchester. Das klingt dann nicht so hochgeschraubt wie die Adrenalin pumpenden, lauten Werke Marke Mark Mancina oder Trevor Rabin und hat gerade deswegen seinen Reiz. IN TO DEEP ist die temporäre Variante von SET IT OFF (1996), recht bedeutsam mit elektronischen Rhythmen und schweren Bässen unterlegt, immer wieder von düster gestalteten, orchestralen Momenten umschlungen. Young versteht es auf schwülstige Überorchestrationen zu verzichten, die einem den schönsten Actionscore vermiesen können. Vielmehr kündigt er Glückseligkeit mit nahezu marodierenden Bratschen und Celli an, die so wohlig warm klingen und doch so hinterhältig gefährlich klingen. Wer auf der Suche nach einem entzückenden thematischen, musikalischen Rückhalt ist, wird in IN TOO DEEP nicht fündig werden – der Komponist lässt es hier in Stücken wie «Bust» schon mal richtig krachen.
Ein gelungener Score aus dem Cops & Thriller Genre, selbst die knapp 40 Minuten Laufzeit sind durchaus gut getimed.
Phil, 1999
IN TOO DEEP
Christopher Young
Varèse Sarabande
38 Min.
14 Tracks