In Country

1989, frisch von seinem Riesenhit mit Die Hard und gerade fertig mit der letzten Staffel von Moonlighting, trat Bruce Willis in Norman Jewisons In Country auf. Willis spielt hier einen Vietnamveteranen, der nie über das Trauma Vietnam hinweg kam und erzählt von dessen Neffin Samantha, die ihren in Vietnam umgekommenen Vater nie kennen gelernt hat. Der Film floppte und spielte nicht mal annähernd seine nicht wirklich hohen Enstehungskosten ein – heute erinnern sich eigentlich nur noch Horner-Fans an In Country. Zu Unrecht, denn der Film zeichnet ein starkes und gefühlvolles Bild zum Thema, nicht zuletzt dank einer der besten Leistungen von Willis in dieser Ära. Aber Filme wie Born on the 4th of July und Casualties of War besetzten die Thematik in diesem Jahr weitaus prominenter.

James Horner hatte 1989 mit sechs Filmen ein sehr geschäftiges Jahr. Unter anderem vertonte er den Oscar nominierten Field of Dreams und mit Gloryeinen seiner bei Fans beliebtesten Scores. Mit Dad und In Country waren auch zwei kleinere Filme dabei. Horner stand aber auch vor einem selbst auferlegten Umbruch in seinem Stil, weg von Experimenten und komplexen Partituren hin zu einfacheren und oft allzu gleichen Instrumentationen und Motivverwendungen. In Country bewegt sich so in der Mitte dieses Wechsels, zählt aber ganz klar zu Horners emotionalen, gefühlvollen Kompositionen jener Zeit, die sich deutlich von seinen Action- und Thrillerwerken à la Another 48. Hrs und Red Heat, aber auch von grossorchestralen Projekten wie Willow unterscheiden. Es war aber auch eine Zeit in der Horner immer wieder kleineren Filmen eine Chance gab (My Heroes Have Always Been Cowboys, Field of Dreams) aber auch beim ein oder anderen Flop mittat (Vibes, Once Around, *batteries not included).

In Country ist eine zumeist fein orchestrierte und rührend gehaltene Filmmusik. Horner hat den Film nicht mit Musik überladen und doch mit durchwegs eingängigen Melodien bestückt, die unverkennbar James Horner sind, oftmals von Soloinstrumenten intoniert.

Den Score öffnet er mit dem Thema für den verstorbenen Dwayne, Samanthas Vater, geführt von der Solo-Trompete über Snareddrums und Pauke, in der Art wie Horner es vor und nach In Country öfters verwendet hat. Alsbald übernehmen die Streicher ehe die Trompete in das zweite, ausführlichere Thema einführt. Die Verwandtschaft zu Glory ist hier nicht zu leugnen.

Ein weiteres wichtiges Thema ist vom Klavier gespielt in „Three Generations“ und quasi als Familienthema eingeordnet, zu hören. Diese stillen, ergreifenden Momente erinnern an ähnliche Passagen aus Field of Dreams, minus den Synthesizern. Auch die mystisch anmutenden Stücke erinnern deutlich an den Kevin Costner Film.

Horner verwendet die Themen oft nacheinander, manchmal ineinander übergehend, ineinander überfgreifend, mit kleinen musikalischen Brücken ausgestattet, die nie nur Zeitvertreib sondern musikdramaturgisch gefestigt sind. So entsteht ein abgerundetes, durchdachtes Bild.

Aus dem Rahmen und deshalb besonders pointiert sind die düster dramatischen Stücke „In Country“ und „The Storm“, die den Albtraum Vietnam und den Gemütszustand des Willis Charakters mit Synthesizern, Perkussion und Panflöteneffekten beschreiben.

Das 10minütige, abschliessende Finale, „Fallen Friends“, in dem Horner alle Themen zusammenführt, ist das Highlight der CD, ein weiterer toller Track mit dem er Film und Album trefflich abschliesst.

Klar, wir hören in In Country nichts neues, das wir von Horner nicht schon kennen würden – in Sachen Originilaität gibt es Abzüge bei der B-Note. Dennoch ist der Score eine sehr schön anhörbare, bemerkenswert emotionale und packende Angelegenheit – Höchstwertung bei der A-Note. Etwas schade, dass Intrada hier die damals von Horner und Murphy vorbereitete Albumversion für sich präsentiert und danach zusätzliche Tracks anhängt. Hier hätte man doch gleich eine filmchronologische Sequenzierung fertigen können, wenn auch zugegebenermassen die 39 Minuten des (nicht erschienenen) Albums gut anzuhören sind.

Phil, 18.3.2013

 

IN COUNTRY

James Horner

Intrada Special Collection Volume 230

51:31 / 17 Tracks

 

 

 

 

 

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