Ich tötete Rasputin

Review aus The Film Music Journal No. 17/18, 1999

Die Sache läßt sich gut an: Ein schmachtendes Mandolinen-, dann Geigenthema erzwingt den Griff zum Taschentuch und spontane Entrüstung, daß für solch aufwühlende Musik der Negativrekord (fast) jeder Varese-CD unterboten wird. 25 Minuten später sagt man sich: ja, eigentlich vermisse ich nichts weiter, vielleicht hätte es irgendeine Komposition gleicher Länge doch verdient gehabt, dazugepfercht zu werden, aber sonst?

J’AI TUÉ RASPOUTINE oder auch ADDIO LARA, unter einem dieser Alternativtitel oder auch jedem anderen mag Robert Hosseins 1966 international co-produzierte Schlaftablette über Rasputin, den russischen Magier (verkörpert von Gert Fröbe !?!?!) am Hof des letzten Zaren bei der Leserschaft des Journals bekannt sein. Eine Sprache glauben wir alle zu verstehen, und die heißt Musik, insbesondere, wenn sie im Zigeunersound tönt, wovon hier reger Gebrauch gemacht wird. Der kompositorische Schmerzensmann André Hossein – seines genauen Verwandtschaftsgrades zum Regisseur werden sich die Familienkundler gewiß noch annehmen – behielt den einmal eingeschlagenen Kurs im Wesentlichen bei, was nicht nur den Bookletttexter so entnervte, daß er fast alle Namen der Filmcrew falsch orthographierte und folgendes Schuldbekenntnis von sich gab: „But Iet’s be honest: Aminollah André Hossein never belongs to the really great composers in the film industry and his compositions are marked by a simplicity in both the tunes as well as in the orchestration.» Was der Wahrheit näher kommt als der Anschluß, man werde die schlichten Melodien nie vergessen.

Manchmal muß es eben keine halbe Stunde sein. Aber der danach ein Dutzend Mal wiederholte «Main Title», doch ja, in seiner einmal gehörten Gestalt, ja doch: ein melancholisches Vermögen.

Matthias  |  1999

ICH TÖTETE RASPUTIN

Aminollah André Hossein

Alhambra

25:41 | 15 Tracks