Als einen «hervorragenden Fielding-Score zu einem CBS-Fernsehfilm, von dem niemand je gehört hat», bezeichnete Lukas Kendall Hunters Are For Killing im Vorfeld dieser Veröffentlichung. Ganz abgesehen davon, ‒ und ich kann dies aus eigener Erfahrung bestätigen ‒ dass es durchaus Leute gibt, die diesen in der Tat kaum gezeigten Film (mit Burt Reynolds, der sich als Ex-Knasti seiner Vergangenheit stellt) und damit auch die Musik kennen, wird selbst Hörern, die das nicht von sich behaupten können, beim Main Title ein Licht aufgehen, denn zumindest der ist ganz so unbekannt nicht.
Es handelt sich hierbei nämlich um ein jazziges Thema, dass nicht nur mit leicht militärischem Anstrich im unmittelbar danach entstandenen Suppose They Gave A War And Nobody Came? wieder auftaucht, sondern darüber hinaus als Hauptthema sowohl des Fernsehfilms Matt Helm als auch des Remakes von The Big Sleep dient. Macht dies Jerry Fielding zum James Horner seiner Zeit, wie jemand im FSM-Forum ‒wie ernsthaft auch immer ‒ notierte? Eine nicht ganz unberechtigte Frage, denn selbst als hartgesottener Fan steht man dieser Wiederverwertungstaktik Fieldings ein wenig kritisch gegenüber.
Aber da das Hauptthema nur einen kleinen Teil ausmacht, wenden wir uns rasch dem Score im Allgemeinen zu, denn der bietet eine reiche Palette an tiefgründigen Emotionen. Sei es das feinfühlige Liebesthema, das die komplizierten Gefühle zwischen L.G. (Reynolds) und seiner Ex-Geliebten Barbara (Suzanne Pleshette) auslotet, das melancholische Family Theme mit Mundharmonika und an The Wild Bunch erinnernde Gitarren oder das nostalgische The Old Homestead mit Akkordeon. Einen Höhepunkt des Scores bildet Big Nite’s Doings, der all diese Themen stimmungsvoll miteinander verwebt.
Im bluesigen Rudy in L.G.’s Room gibt’s mit den sogenannten «Laughing Trombones» eines von Fieldings Markenzeichen. Mit halber Geschwindigkeit aufgenommene und in normalem Tempo abgespielte Posaunen erzeugen eine Art miauende Klänge, die bereits in Advise & Consent, aber auch in der Star-Trek-Folge The Trouble With Tribbles und in Straw Dogs zu hören sind.
Kommen physische Dramatik und Action lange nur vereinzelt und zum Teil unterschwellig zum Einsatz, entladen sie sich schliesslich in You Tell Your Men/Chase und Elements. In typischer Fielding-Manier grimmig, suspensevoll, zündend orchestriert und mit viel Percussion vorwärts treibend. Typisch für Fielding sind auch die Source-Stücke mit renommierten Jazzmusikern, fetzig in Car Source (Alternativ-Versionen finden sich im Bonusteil), verführerisch in Double Song.
11 Jahre lang hat Kendall versucht, Hunters Are For Killing zu veröffentlichen. Wenn man bedenkt, dass 1999 nebst ein paar raren Promos noch recht wenig von Fielding auf dem Markt war, fragt man sich unweigerlich, warum er sich ausgerechnet darauf versteifte, gab es doch damals etliche Titel, die höhere Priorität gehabt hätten. Aber ich will mich nicht beklagen, Kendalls Kampf hat sich definitiv gelohnt, denn dieser Score ist eine willkommene Bereicherung für jede Fielding-Sammlung. Die Musik präsentiert sich zwar nur in Mono, aber wer sich daran nicht stört, kann gut damit leben.
HUNTERS ARE FOR KILLING Jerry Fielding FSM Vol. 13, No. 11 56:31 Min. / 24 Tracks Limitiert auf 2000 Stück
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