The Hunger Games: Mockingjay Part II

Mit The Hunger Games: Mockingjay – Part II (2015) geht die Panem-Saga zu Ende (oder zumindest bis zu jenem Tag, an welchem die Prequels und Spin-Offs ins Land ziehen). Nachdem Danny Elfman zu Beginn als Komponist für The Hunger Games (2012) angekündigt wurde, übernahm zu später Stunde während der Post-Produktionsphase James Newton Howard die Musikverantwortung. Dabei beliessen es die Produzenten und der Komponist nicht bei einem einmaligen Auftrag, sondern Newton Howard blieb der Franchise glücklicherweise bis zum (temporären) Ende treu. Während seine Musik zum ersten Teil noch auf etwas „wackeligen“ Beinen stand, entwickelte Newton Howard seine thematischen Ideen und seine „Panem-Klangfarben“ im Laufe der Fortsetzungen konsequent weiter. Mit Mockingjay – Part II präsentiert er seine vierte Hunger Games-Musik und diese hinterlässt einen wirklich befriedigenden Eindruck. Sie bietet zwar keine allzu neuen Facetten oder neue Themen, lässt jedoch die prägnantesten Themen aus den ersten drei Filmen Revue passieren (ausser das Horn of Plenty-Thema), kommt mit drei wirklich brachialen Action-Stücken daher und bietet einen stimmungsvoll abrundenden Ausklang mit der 9-minütigen Hunger Games Suite.

Das lange Score-Album eröffnet eher unspektakulär. Die Stücke Prim Visits Peeta, Send Me to District 2, Go Ahead, Shoot Me und Stowaway sind überwiegend dunkel und atmosphärisch ausgefallen. In Send Me To District 2 ertönt zu Beginn das erste, vertraute Thema aus den Vorgängerfilmen (am prominentesten in Mockingjay – Part I (2014)): das geisterhafte Trauerlied für District 12. Stowaway klingt mit dem bedrückenden Rue’s Farwell-Thema aus Hunger Games (2012) aus. In Your Favorite Color is Green folgt eine Instrumentalversion des genialen Songs The Hanging Tree aus Mockingjay – Part I. In der Mitte des 8-minütigen Transfer Command, welches ordentlich viele Stimmungswechsel bietet, kracht es zum ersten Mal kräftig. Damit wären die Stützpfeiler dieser vierten Hunger Games-Musik aufgerichtet – wie gesagt, kaum neue Ideen, jedoch eine gute Zusammenstellung und „Kräftigung“ der bisherigen Melodien. Mit dem ebenfalls 8-minütigen Sewer Attack und dem fünf Minuten langen Rebels Attack erklingen die zwei weiteren Action-Highlights, wobei die Perkussionshiebe dermassen krachen, dass man die Lautstärke wohl zurückdrehen muss (ähnlich wie Air Raid Drill aus Mockingjay – Part I). In der zweiten Hälfte von Sewer Attack hat der Chor noch einen sehr packenden Requiem-ähnlichen Auftritt – starker Tobak. Ein weiteres Chor-Highlight ist das kurze Snow’s Execution. Nach diesem Stück bietet James Newton Howard mit Plutarch’s Letter, Buttercup, Primrose und dem 9-minütigen Finale There Are Worse Games to Play / Deep in the Meadow / The Hunger Games Suite einen gelungenen, überwiegend melancholischen Album-Ausklang und Hunger Games-Musikrückblick. Das ist toll und stimmt fast schon bisschen wehmütig!

Fazit: Nach einem etwas holperigen Start mit der Musik zu Hunger Games im Jahr 2012, die zwar interessante Themen präsentierte, jedoch punkto Kohärenz und Orchestration dürftig ausgefallen ist, und dem zu anonymen und chaotischen Action-Score zu The Hunger Games: Catching Fire (2013) hat James Newton Howard nun zum Schluss hin eine schön ausgearbeitete Hunger Games-Musikidentität mit Action und Melancholie schaffen können. Mockingjay – Part II unterhält mit schönen Darbietungen liebgewonnener Themen, krachender Action, schöner Chorpassagen und ruhigeren, melancholischeren Momenten. Der Song Deep in the Meadow, erneut von Jennifer Lawrence gesungen, vermag dem Hanging Tree aus Mockingjay – Part I nicht annährend das Wasser reichen, nistet sich nach mehrmaligem Hören jedoch auch ordentlich hartnäckig im Ohr ein. Auch das vierte Album ist von rein atmosphärischen Durchhängern zwar nicht gefeilt und wär mit einem 50-Minuten-Programm wohl noch kurzweiliger ausgefallen, doch verhelfen die zahlreichen Highlights vom Mockingjay – Part II-Album nun zu einem durchaus positiven Gesamteindruck der zu Beginn eher anonymen, austauschbaren Franchise-Musik und man wünscht sich insgeheim, dass doch noch weitere Hunger Games-Musiken aus Newton Howards Feder folgen mögen.

Ein technisches Ärgernis zum Schluss: Auch das vorliegende Album ist zu ausgeprägt dynamisch abgemischt, womit die ruhigen, dunklen Passagen kaum hörbar sind und die Action-Musik dann zum Regulieren der Lautstärke zwingt (oder zum anschliessenden, entschuldigenden Gang zum Nachbarn bzw. den Mitbewohnern).

Basil, 23.12.2015

 

THE HUNGER GAMES: MOCKINGJAY PART II

James Newton Howard

Republic Records (Universal)

73:23 Min. / 19 Tracks

 

 

 

 

 

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