Howard Shore: Anthology – The Paris Concerts

Vom renommierten Label Deutsche Grammophon stammt diese Doppel-CD mit Werken von Howard Shore. Es spielt das Orchestre Philharmonie de Radio France, es singt der Chœur de Radio France und es spielt das Ensemble Le Balcon, dirigiert von Ludwig Wicki, Bastien Stil und Mike Schäperclaus.

Standesgemäss (THE LORD OF THE RINGS gehört zu einem Shore Konzert dazu wie STAR WARS zu John Williams) wird CD 1 mit THE LORD OF THE RINGS und «The Noble Wood (I Roderyn) from THE HOBBIT» eröffnet, gefolgt von THE LORD OF THE RINGS: THE FELLOWSHIP OF THE RING, Movement I sowie THE LORD OF THE RINGS: THE FELLOWSHIP OF THE RING, Movement II. Im Arrangement unterscheiden sich die Stücke mehr oder weniger von den Filmscores – ausserdem ist die Instrumentation angepasst, weniger wuchtig, weniger mächtig und auch weniger beeindruckend – auf der positiven Seite jedoch nuancierter und filigraner. Dennoch hätte ich mir mehr «oomph» gewünscht.

Danach ist «Catania» an der Reihe, ein kurzes, eher belangloses Konzertstück für Klavier, das Shore anlässlich einer Hochzeit und damals gespielt von Lang Lang schrieb. ESTHER KHAN (Paris Suite) führt die Aufnahme fort, ehe das knapp 11minütige «Concertino for EASTERN PROMISES» CD 1 beschliesst.

CD 2 ist mit Suiten den Filmen von David Cronenberg und Tim Burton gewidmet: THE FLY (mit ein wenig des obig erwähnten, fehlenden «oomph»), mit dem Shore der Durchbruch gelungen ist, ist mit 12 Minuten bedacht, NAKED LUNCH erhält siebeneinhalb Minuten, die Auswahl der beiden Stücke ist eher milde.
Für Burton schrieb Shore einen der wenigen Nicht-Elfman Scores zu ED WOOD (rund 11 Minuten, mit dem Thereminspiel bin ich nicht wirklich glücklich) und wieder zurück zu Cronenberg schliesst CRASH mit üppigen 26 Minuten, den Hörer in eine mild verstörende und komplexere Tonlandschaft entführend, aber leider gegenüber dem Originalscore ebenfalls entschärft.

Man erhält also insgesamt einen recht abwechslungsreichen, über das Schaffen des Kanadiers, querbeet seine Stile umfassend. Und doch: Ich möchte eine kontroverse Meinung äussern und ins Wespennest stechen: Wenn man THE LORD OF THE RINGS weggelassen und stattdessen Filme wie THE GAME, LOOKING FOR RICHARD, HUGO, A HISTORY OF VIOLENCE und THE CELL integriert hätte, den Partituren die Schärfe und Komplexität der Originale gelassen hätte, wäre eine wunderbare Doppel-CD entstanden.


Phil  |  25.04.2025

HOWARD SHORE: ANTHOLOGY 
The Paris Concerts
Howard Shore
Deutsche Grammophon
CD 1: 70:38 | 23 Tracks
CD 2: 55:24 | 21 Tracks