How the Grinch Stole Christmas (La-La Land)

Alle Jahre wieder… auch 2022 schafft es ein Label uns pünktlich vor Weihnachten auf das Fest der Feste einzustimmen. Dieses Mal ist es La-La Land, das schliesslich und endlich die vielen unveröffentlichten Score-Elemente von HOW THE GRINCH STOLE CHRISTMAS (2000) zusammengestellt hat. Zuvor bot die Interscope CD lediglich 9 Tracks von James Horner (inklusive seiner Songs).

Die GRINCH-Geschichte wurde erst nach einem Bieterstreit, die Witwe stellte dabei einige klarformulierte Forderungen, für die Filmstudios zugänglich – Universal angelte sich diese und liess eine frische Story um den grimmigen Grinch und die gar nicht so unschuldigen Bewohner von Whoville schreiben. Regie führen sollte Ron Howard und Jim Carrey war für die Hauptrolle quasi gesetzt. Die Geschichten von Theoder Seuss Geisel sind bei uns wenig bekannt, in den USA kennt sie jedes Kind, fast so wie bei uns alljährlich zu Weihnachten 3 NÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEL und MICHEL AUS LÖNEBERGA zum festen TV-Programm gehören. Was Wunder also, dass HOW THE GRINCH STOLE CHRISTMAS abseits der USA nur gerade 85 Mio. $ einspielte, während der heimische Markt in den Staaten für die restlichen 260 Mio. $ besorgt war.

Trotz viel Latex und grüngefärbten Yakhaaren ist Jim Carreys Gummigesicht mit seinen Grimassen bestens erkennbar. Für dieses Make-Up, aber auch die der Whoville-Bewohner gab es gar einen Oscar für Rick Baker und Gail Rowell-Ryan. Gedreht wurde, wer schon der Universal-Studios-Tour bewohnte, hinter Norman Bates’ Motel, wo eine märchenhafte Schneelandschaft errichtet wurde. Carey soll sich gerade zu Beginn der Produktion wenig loyal verhalten und mehrere Male unauffindbar aus dem Make-Up Trailer verschwunden sein, noch ehe seine Maske vervollständig wurde. Insbesondere die seine Augen komplett bedeckenden gelben Kontaktlinsen sollen schmerzhaft gewesen sein, so dass Carrey diese nicht immer tragen konnte und seine Augen in einigen Szenen nachkoloriert werden mussten.

Nun, der Film ist so eine Sache. Einerseits ist es eine witzige Mischung aus Weihnachtsfeeling und Slapstick, andererseits nimmt Carreys dominierendes Spiel gefühlt arg viel Screenzeit ein und nicht jedermann mag Carreys überbordende, alles vereinnahmende Art, die er in vielen seiner Filme bis zu GRINCH zum Besten und manchmal nicht so zum Besten gab. Kommt dazu, für uns Europäer ist und bleibt der GRINCH eben eine eher seltsam befremdliche Figur.

Mit Ron Howard hatte James Horner zuvor bei COCOON (1985), WILLOW (1988), APOLLO 13 (1988) und RANSOM (1989) gearbeitet, also schien die Wahl für den Komponisten eines grossen Spektakels mit fantastischen Umgebungen und schrulligen Charakteren gesetzt. Und Horner schöpfte aus dem Vollen. Sein Score ist eine unterhaltsam kurzweilige Mischung aus weihnachtlichem Ambiente, komisch Leichtfüssiges für Whoville und deren Bewohner, kauzig Verspieltes für den Grinch, oft von einem Altsaxophon oder einem Orgelklang, aber auch einer Tuba sowie Blasharmonika intoniert. Dazwischen hören wir einen typischen Horner-Song «Christmas, Why Can’t I Find You?» mit Feivel-Stimme von Taylor Momsen, der auch in instrumentaler Form Verwendung findet und eines der zentralen Themen (nebst jenem für den Grinch) von HOW THE GRINCH STOLE CHRISTMAS bildend, sich mit der kleinen Lucy Lou Who (eben Momsen) befasst. Auch der aus dem TV-Zeichentrickklassiker des Jahrs 1966 stammende Song «You’re a Mean One, Mr. Grinch», mit Inbrunst und der ihm eigenen Durchgedrehtheit interpretiert von Jim Carrey, zuhören und ein unschuldiges, festliches «Happy Who-Lidays» stammt ausserdem aus Horners Feder. Ringsum, drumherum und mittendrin ist eine abwechslungsreiche, festliche und in vielen Momenten unverkennbare Horner-Musik zu hören, ja selbst sein so gerne selbstzitiertes Gefahrenmotiv findet Einzug im famosen «Celebration Breakdown». Eines der Highlights ist das sechs Minuten dauernde, grossartige «The Sleigh of Presents»

Die obligate Abschlussfrage: Lohnt sich der Kauf dieser CD, wenn man das alte Album besitzt? Unbedingt! Die 2000er Version wird man danach nie mehr aus dem Regal nehmen. Und für Horner-Fans, davon gibt es doch einige, ich zähle mich natürlich auch dazu, wird hier einiges an ulkigem Spiel, wildem Spass und frohen Festivitäten geboten – inklusive eines 28-Seiten starken Booklets mit Liner Notes von Jeff Bond.

Phil  |  11.12.2022

DR. SEUSS’ HOW THE GRINCH STOLE CHRISTMAS
James Horner
La-La Land Records
72:47 | 25 Tracks
Limitiert auf 3000 Stk.