Review aus The Film Music Journal No. 25, 2001
Ist man als Träger meines Nachnamens in den USA unterwegs, gewöhnt man sich daran, allerorten mit Dr. Seuss in Verbindung gebracht und darüber aufgeklärt zu werden, dass dieser Herr als Kinderbuchautor ebenso bekannt wie geschätzt ist. Eines der beliebtesten Werke aus der Feder des vermeintlichen Namensvetters ist „How the Grinch stole Christmas», das nun von Ron Howard für die Leinwand adaptiert wurde. Entstanden ist eine sehr schräge Weihnachtsfantasie mit einem unkenntlich gemachten Jim Carrey und einer wunderschönen, detailreichen Ausstattung, die leider wegen der temporeichen Handlung gar nicht richtig erfasst und genossen werden kann.
Für James Horner ist HOW THE GRINCH STOLE CHRISTMAS die fünfte Zusammenarbeit mit Ron Howard, und bereits «The Shape of Things to Come» zeigt, dass er recht gut die Balance findet zwischen weihnachtlichem Zauber und den comicartigen Geschehnissen rund um den giftgrünen Weihnachtsverweigerer. Dessen überbordendem Temperament wird in Tracks wie «The Big Heist» und «The Sleigh of Presents» freier Lauf gelassen, und das macht den Score alles andere als langweilig. «Stealing Christmas» enthält Dialoge, die sich glücklicherweise mit der Musik ergänzen und somit akzeptierbar sind. Gelegentlich macht der Komponist Anleihen bei früheren Arbeiten; man spürt den übermächtigen Schatten der TITANIC, und es gibt Rotaeskes, wie wir es ähnlich aus HONEY, I SHRUNK THE KIDS kennen.
Neben den Sangeskünsten von Jim Carrey («You’re a Mean One, Mr. Grinch», «He Carves the Toast Beast» und Nachwuchsschauspielerin Taylor Momsen finden sich auf der CD ein paar originelle Weihnachtslieder abseits des gängigen Repertoires sowie kurze Dialoge von Carrey, Momsen und Anthony Hopkins, der im Film als Erzähler zu hören ist. Dann ist da natürlich, man konnte es ahnen, wieder ein Horner/Jennings-Song, diesmal mit Mariah Carey als Co-Autorin: «Where are you Christmas?» wird interpretiert von Faith Hill – bekannt als eine der aktuellen Powerladies der Country-Musik – und die einschmeichelnde Melodie hinterlässt auch im Score ihre Spuren.
Was die Produktion der CD betrifft, habe ich den starken Verdacht, dass da der Grinch seine Finger im Spiel hatte. Herrscht beim farblich hübsch abgestimmten Cover noch Freude, kippt die Stimmung beim Blick auf die Trackliste deutlich, denn diese weist weder Nummerierung noch Laufzeiten auf und ist wegen Verwendung von verschiedenen Schriftarten und -grössen recht unübersichtlich. Das ist wirklich ärgerlich und es grenzt an ein Weihnachtswunder, dass sich wenigstens der 40minütige Horner-Anteil unbehelligt von den Songs am Schluss der Disc befindet.
Andi | 2001
HOW THE GRINCH STOLE CHRISTMAS
James Horner
Interscope Records
76:52 | 23 Tracks