Im neuen Film von Lasse Hallström wird wohl ordentlich auf die Tränendrüsen gedrückt. Der Trailer lässt eine Geschichte einer berührenden Hund-Mensch-Beziehung erahnen. Die Musik zu diesem dramatischen Familienfilm mit Richard Gere (richtig, den gibt’s noch) und Joan Allen, welche hier (zumindest temporär) mal von der Verfolgung Jason Bourns absieht, schrieb der Oscar-Gewinner Jan A.P. Kaczmarek.
Kaczmarek schrieb für Finding Neverland (2004), von Regisseur Marc Foster, eine Filmmusik, welche gemischte Kritiken erhielt: die einen kamen ohne beschreibende Superlativen für den kindlich-träumerischen Score in ihren Kritiken nicht aus, während andere über Kaczmareks übersüsse Komposition die Nase rümpften. Nun, der Academy hat es gefallen, überreichte sie Kaczmarek für die Neverland-Musik doch das goldene Männchen. Und wohl auch Lasse Halström schien es dieser Score angetan zu haben.
Die Musik zu Hachiko: A Dog’s Story, könnte klangtechnisch gesehen – etwas salopp ausgedrückt – als „Finding Neverland 2“ betitelt werden. So darf man dann auch sehr schnell annehmen, dass Halström den Finding Neverland-Score entsprechend als Temptrack verwendete und dann Jan A.P. Kaczmarek an Bord holte, um von ihm fast genau dasselbe nochmals abgeliefert zu bekommen.
Kaczmarek bedient sich wieder überwiegend dem Klavierspiel, welches tänzelnde Melodien präsentiert. Entgegen der Musik zu Finding Neverland wirtschaftet Kaczmarek hier etwas zurückhaltender mit märchenhaften Elementen indem er auf die dort verwendeten Kinderchöre und Glockenspiel verzichtet, dafür schraubt er auch hier den Dramafaktor ungemein hoch. Entsprechend ist dieser Score bei evtl. bereits vorherrschender leichter Bedrücktheit des Hörers die falsche Wahl, denn diese überwiegend dramatisch-traurigen Minuten könnten einem besonders in den letzten Stücken die Kehle zuschnüren. Dies gesagt, muss man der Musik entsprechend hohe Funktionalität attestieren, denn genau das wird sie im Film wohl auch machen müssen… wenn das flauschige Hundilein (eine Art Husky by the way) unter dem herbstlichen Laubbaum, mit grossen, schwarzen Knopfaugen erwartungsvoll auf die Bahnhoftür starrt und die allabendliche Rückkehr seines Herrchens erwartet, dieses jedoch nie mehr wiederkommt!
Diese Szene mit dem Stück „Hachiko – Waiting for Parker Again“ kombiniert, dürfte so manchem feuchte Augen bereiten.
Doch, ist die Filmmusik zu Hachiko: A Dog’s Story denn nun gut oder nicht? Hierzu darf wohl relativ einfach gesagt werden, dass all jene unbeschwert zugreifen dürfen, die Finding Neverland gemocht haben. Der neueste Score von Jan A.P. Kaczmarek wird im Film durchaus effektiv sein, doch kann man kaum von einem originellen Wurf sprechen, denn dazu bewegt er sich einfach zu nahe an oben erwähntem Referenzwerk, was positive Überraschungen vermissen lässt.
Persönlich haben mir die Stücke aus Finding Neverland lange viel Freude bereitet, entsprechend finde ich auch an Hachiko: A Dog’s Story durchaus Gefallen, doch der hohe Verwandtheitsgrad der beiden Werke rüttelt etwas am abschliessenden Verdikt:
HACHI - A DOG'S STORY Jan A.P. Kaczmarek Epic Records ESCC-8 56:06 Min. / 26 Tracks
Schreib einen Kommentar