Green Zone ist ein weiterer Wurf von Wackelkamera-Spezialist und Bourne-Macher Paul Greengrass. Für einmal setzt er Jason Bourne äh Matt Damon äh Jason Damon anstatt mit Gedächtnisverlust als Spezialist ein, dessen Einheit zu Beginn des zweiten Golfkrieges nach den „versprochenen“ Massenvernichtungswaffen sucht – die es bekanntlicherweise nicht gegeben hat und die er somit auch nicht finden kann (gääähn). Die Story ist erstaunlich hanebüchen mit den üblichen Verschwörungs-Bösewichten, Agentenbrimborium und ein bisschen Moralfinger heben. Erstaunlich wie einfallslos Hollywood manchmal sein kann.
Nein, wenn ich was wirklich Eindrucksvolles und Gescheites zum Thema Irak sehen will, dann ist es doch eher so ein Film wie The Hurt Locker, der zwar auch nicht ganz ohne stereotype Charaktere auskommt (von denen es in Green Zone nur so wimmelt), aber doch einigermassen Gehalt und ein wenig Originalität aufweist.
Doch zurück zum Thema Wackelkamera: Das soll also eine Markenzeichen des Regisseurs sein!? Es gibt sicher Möglichkeiten der dramaturgisch berechtigten Verwendung derer, siehe als bestes Beispiel die Eingangssequenz von Saving Private Ryan, mit der Spielberg und Kaminski einen (und nicht zuletzt mit den famosen Toneffekten) mitten hinein in das Geschehen zu versetzen vermochten. In Green Zoneaber herrscht Reisekrankheiteffekt und langsam, langsam aber sicher, wird man diesem Stilmittel wirklich überdrüssig.
Green Zone ist nur einer von vielen Filmen, die in der Masse für die Masse untergehen, das ambitiöse Ziel Extraklasse-Verschwörungsthriller funktioniet nicht und so bleibt United 93 der bisher beste Film von Paul Greengrass.
Wackel-Musik
Auch musikalisch wackelt es in Green Zone, nicht wirklich erstaunlicherweise (wir kennen ja John Powells lärmende Bourne Scores), aber ganz schön laut und extrem austauschbar (aka. filmdienlich). Mich würde interessieren ob jemand tatsächlich im Stande ist einen Track von Bourne 1 bis 3 und Green Zoneunterscheiden und zuordnen zu können? Ausserdem, abseits vom Film ist Powells Score gleich gar nicht mehr zu geniessen. Was mir bei der Zusammenarbeit Powell/Greengrass – und die dauert nun doch schon einige Filme lang – einfach abgeht, ist wirklich mal eine herausstechende Musik zu erhalten, die nicht nur mit Soundeffekten und Wackelbildern gepaart funktioniert.
Bitte beim Gucken der DVD den Fernseher oder Projektor nicht gleich aus dem Fenster werfen. Die Gröbkörngkeit und das schmutzige Bild gehören zum Design. Die Tonspur, auch wenn sie manchmal etwas gar laut ist, ist beeindruckend gemacht.
Phil, 25.8.2010
GREEN ZONE R: Paul Greengrass D: Matt Damon, Greg Kinnear, Brendan Gleeson u.a. Musik: John Powell Verleih: Universal