Godsend

Review aus The Film Music Journal No. 33/34, 2005

Eine Stunde und sieben Minuten dauert diese CD. Das Musikprogramm entspricht also quantitativ einer raschen Aufführung von Beethovens 9. Symphonie. Deren Substanz findet sich hier leider nicht. Natürlich ist der Vergleich unfair; er drängt sich jedoch auf, wenn man bedenkt, dass die Zusammenstellung eines Albums nun einmal die Signalwirkung durchgängiger Attraktivität besitzt.

Brian Tylers GODSEND ist dann eine profunde Angelegenheit, sofern man die Musik als Erinnerung an einen merkwürdig fahrigen Mystery-Thriller aufbewahrt. Robert DeNiro wirkt inzwischen in kaum erwähnenswerten Filmen mit, die er dann routinemäßig absolviert. Hier gibt er den dämonischen Arzt mit Rasputin-Aura unter seinem Niveau, und schon der Vorspann verfrachtet des großen Schauspielers Namen ans Ende der Darstellerriege. Die Geschichte um das Klonen eines getöteten Jungen ist bleischwer inszeniert, und Tylers Begleitmusik verstärkt den Eindruck über alle Maßen.

Über einem stabilen Orgelpunkt dehnen sich Bläser- und Streichertöne, kombiniert mit synthetischen Zusatzstimmen samt Rhythmuselement. Die Harmoniewechsel erfolgen in großen Abständen, und der Verzicht auf prägende Gestalten oder Themen zieht den Hörer nicht ins Geschehen. Er muss sich vielmehr an wiederkehrende Patterns mit typischen Instrumentationen und Rhythmen halten, um das Interesse zu wahren. In den ersten Tracks funktioniert dieses ziellose und gleichzeitig agitierte Kreisen ganz gut, bevor die Musik zunehmend redundant wirkt. Einzig die schlichte Klaviermelodie «Adam», im Film für die Beerdigungsszene eingesetzt, fällt aus dem Kontext heraus.

Wer vergleichbare Stücke von Erik Satie mag, wird sich in den 74 Sekunden nicht verlieren. Mit dem geklonten Kind stimmt so einiges nicht, und je unheilvoller dessen Leben sich entfaltet, desto stärker bemüht sich auch Tyler, die konfliktreiche Situation durch Posaunenakzente, Geigenspiel am Steg oder dräuende Basslinien mitzutragen. Der letzte Track vor den «End Titles» heißt «Completion», aber wenn diese Erzählung etwas nicht ist, dann vollständig. Man gewinnt eher den Eindruck eines Ausstiegs aus einer verfahrenen Situation. Prompt bietet das Schlussstück eine Reprise des Anfangs.

Matthias  |  2005

GODSEND
Brian Tyler
Varèse Sarabande VSD 6563
67:27 | 30 Tracks