Gods and Generals

Review aus The Film Music Journal No. 30, 2003

Als vor Jahren die recht authentische Nacherzählung der Schlacht von GETTYSBURG für Unruhe in der Filmmusikwelt (und für Begeisterung in der Interessenswelt des Sezessionkrieges – die Anhängerschaft dieses geschichtlichen Ereignisses ist, zumindest in den USA und in der Familie der Reenactors, ziemlich gross) sorgte, war nicht zu erahnen, dass es dereinst eine filmische und musikalische Fortsetzung, in diesem Falle „Vorsetzung“, geben würde – GODS AND GENERALS spielt zu Zeiten der grossen militärischen Erfolge der Grauen, also der Südstaaten. Regisseur Ronald F. Maxwell lässt also einen weiteren Teil vom Stapel, an dem wiederum Ted Turner als Produzent, neben illustren Namen wie Mace Neufeld oder Robert Katz, beteiligt ist.

Auch Randy Edelman, jener eher umstrittene Komponist, der der grossen Schlacht in Pennsylvania seinen inzwischen unvergesslichen Stempel aufgedrückt hat, konnte verpflichtet werden. Teilweise zumindestens. Das juckt dann den verehrenden GETTYSBURG-Seher auf der einen Seite, lässt den geneigten Filmmusikfan aber gleichzeitig mit den Augen rollen. Edelman hat zuletzt mit Scores wie XXX und THE BLACK KNIGHT eher für Staub als für Wirbel gesorgt. Schliesslich gesellte sich auch, aus mir bisher unbekannten Gründen, John Frizzell (ALIEN: RESURRECTION) hinzu, der nun, wenn man der CD folgt, den musikalischen Löwenanteil und vor allem das Hauptthema beisteuern darf. GODS AND GENERALS klingt denn eigentlich auch eher nicht nach Edelman (ausser natürlich in den drei reinen und dem halben Track aus seiner Feder), auch fehlen die in GETTYSBURG häufig eingesetzten Synthesizer. Nicht, dass ich sie vermissen würde. Wirklich beeindruckend an Frizzells Arbeit ist sein Hauptthema und damit auch der Track «Gods and Generals», der weitumgreifend, gleichzeitig von nobler und schicksalsschwerer Art bestimmt, daherkommt, am eindrücklichsten dann erklingend, wenn Frizzell den Chor dazusetzt und mit dem grösseren Ensemble arbeiten kann.

Das ist leider nicht immer der Fall. Dazu erklingen öfters irische und ländlich amerikanische (also „authentische“) Klänge mit der Fiddel von Mark O’Connor, aber auch die Tin Whistle und die von Horner so populär gemachten Uilleann Pipes sind zu hören. Randy Edelmans Zugaben klingen allesamt nett, aber unbedeutend – eigentlich ist mir schleierhaft, wieso er hier in die Tasten greifen musste. Insgesamt ist der Score gut anhörbar und schön flüssig. Es wäre zu wünschen gewesen, dass Frizzell mehr Platz gehabt hätte, um noch mehr aus seinem Thema herauszuholen. Umrahmt wird der instrumentale Teil von nicht gerade umwerfenden Songs von Mary Fahl und Bob Dylan (sein Beitrag ist über acht Minuten lang). Als Beigabe findet sich eine DVD mit Trailern und einzelnen Ausschnitten sowie den Videos zu den Songs. Eine hübsche Ergänzung.

Phil  |  2003

GODS AND GENERALS

John Frizzell & Randy Edelman

Sony 87891

61:59 | 19 Tracks