Obwohl in der Blütezeit des Italo-Westerns entstanden, erzählt GLI UOMINI DAL PASSO PESANTE (1965) ein klassisches Thema, nämlich den Generationenkonflikt innerhalb einer machtgierigen Rancherfamilie, dessen Oberhaupt von Joseph Cotten verkörpert wird. Die vornehmlich traditionelle Erzählweise schlägt sich auch in der Musik nieder, denn Angelo Francesco Lavagnino orientiert sich eher an der Vergangenheit als an den Zeichen der Zeit.
Zwar besitzt sein energievolles, mit galoppierenden Rhythmen daherkommendes Hauptthema mit Trompeten und E-Gitarre ein paar Attribute des von Morricone eingeführten Genre-Sounds, aber ansonsten bleibt er mit seinen für ihn typischen, melancholischen und lieblichen Themen, schlagzeug-dominierten Spannungspassagen und etablierten Instrumenten wie Mundharmonika eher im konventionellen Bereich. In wieweit jedoch eine Elektro-Orgel – die da und dort an seine exotischen Filmmusiken erinnert – passend für einen Western ist, muss jeder Hörer für sich selbst entscheiden.
Budgetmässig lag bei ZORRO IL RIBELLE (1966) für den Score nicht viel drin. Einerseits wurde Musik aus früheren Musiken Angelo Francesco Lavagninos verwendet, etwa das Hauptthema aus GALIA E EL CAVALIERE MASCHERATO (1963), der sich, für grosses Orchester und Chor geschrieben, doch recht vom Rest des Scores abhebt. Anderseits kommt nur ein kleines Ensemble (Trompete, Geige, Klavier, Gitarre, Kastagnetten, Trommel, Kirchenorgel, Elektronik) zum Einsatz, aus dem Lavagnino stimmungsmässig aber doch viel herausholt und 20 Minuten leichtherziger, romantischer und augenzwinkernd abenteuerlicher Musik präsentiert.
Bei beiden Scores handelt es sich um Erstveröffentlichungen, und auch wenn sie nicht zu Angelo Francesco Lavagninos Besten gezählt werden können, handelt es sich doch um ganz respektable Arbeiten. Wie immer liefert Alhambra ein gediegenes Booklet mit, sachverständige Liner-Notes von Stefan Schlegel sowie Erinnerungen von Alessandro Panuccio enthaltend.
Andi | 01.09.2023
GLI UOMINI DAL PASSO PESANTE / ZORRO IL RIBELLE
Angelo Francesco Lavagnino
Alhambra
73 Min. | 35 Tracks