To Gillian on Her 37th Birthday

Review aus The Film Music Journal No. 8, 1996

Und abermals eine neue James Horner Musik! TO GILLIAN ON HER 37TH BIRTHDAY (1996) ist ein besonders ruhiger und melancholischer Score.

Im Film von Michael Pressman (DOCTOR DETROIT, 1983) spielen Peter Gallagher, Claire Danes (in einer grossartigen Rolle als Tochter), Kathy Baker und Michelle Pfeiffer. David ist vom Tod seiner Frau am Boden zerstört. Das Sommerhäuschen wird deshalb zu seinem permanenten Wohnsitz, um am Strand mit seiner toten Frau in Kontakt zu bleiben. Zum zweiten Todestag lädt er deren Schwester und ihren Ehemann ein. Sie besteht darauf, eine Freundin mitzubringen, die von David zunächst ignoriert wird, doch nach und nach sich für sie und schliesslich auch das Leben öffnet.

Sanftes Solohorn begleitet von Harfen und Pizzicato, schliesslich in das nun von den Streichern getragene Motiv übergehend, ehe Holzbläser übernehmen und das Orchester mit einem Crescendo in ein weiteres Thema des Scores führen, bestimmen den ersten Track. Ein zaghaftes Klavier, welches nur kurz den Unfall in «The Boating Accident» akzentuiert, während leise, ätherische Klänge plus Klavier den traurigen und nachdenklich stimmenden Track «Gillian» bestimmen. In eine ähnliche Kerbe schlagen auch «The Lighthouse», «Fond Hopes…Distant Memories» und «Rachel’s Dream/Gillian’s Visit», wobei letzterer die Dramatik ein wenig zu steigern vermag und das Liebesthema für einen kurzen Moment erklingen lässt (Klavier).

Die verhalten verspielte Hauptmelodie (oft in einem spürbaren ¾ Takt gehalten) bringt den Zuhörer in ihren Bann und lässt Gefühle von Verlust und Erinnerung aufkommen. Mysteriöse Synthesizerklänge schmiegen sich um die Noten des Klaviers wie der Nebel an einem kühlen Novembermorgen sich über die Landschaft legt. Traumhaft. Und Horner beendet die Musik mit «Saying Goodbye/End Title», einem seiner monumentalen Langtracks, über zwölf Minuten in diesem Fall. Dies ist denn auch das Pièce de résistance, in dem der Komponist alle Register in Sachen Gefühle und Dramatik zieht. Er beginnt den Track positiver gestimmt (Oboe, Klarinette, Klavier, Harfe, Streicher) ehe das Horn eines der Hauptmotive übernimmt und in die Streicherpassage führt. Wieder greifen die Holzbläser den Moment auf, doch steigern sich die Streicher und das Holz nun deutlich und es entsteht ein Gefühl der Befreiung und des sich Loslösens. Schliesslich führt Horner sein Orchester wiederum in den 3/4 (oder ist es doch ein 6/8?) Takt und Solohorn und Klarinette eröffnen die letzten 8 Minuten, ehe Holzbläser das zweite Motiv spielen, wiederum von den Streichern übernommen und zusammenführend wirken. Jetzt steigert Horner die Dramatik ein weiteres Stück und zum ersten Mal gegen Ende erklingt schliesslich das Orchester in Vollbesetzung (wobei das Blech nur von den Hörnern vertreten wird). Ein letztes Mal erklingt der 3/4 Takt von Harfe, Klavier und Pizzicato.

Die Orchestrierung ruft mitunter die letzten 20 Minuten von FIELD OF DREAMS (1989) oder in den gefühlvollen Momenten eines «The Decision to Leave Home» an die ganz stillen Momente eines LEGENDS OF THE FALL (1994) ins Gedächtnis, aber auch die expressiven Momente von COCOON (1985) weiss Horner in Erinnerung zu rufen. War THE SPITFRIRE GRILL (1996) schon von der Welt der Schatten und Emotionen geprägt, so ist es TO GILLIAN ON HER 37th BIRTHDAY fast noch mehr.

Kleine, gefühlsbetonte, manchmal sehr intime Filme und emotionale Musiken, die beherrscht James Horner beinahe blind. Auch die vorliegende Musik beweist, dass er dafür ein besonderes Talent und Händchen hat – auch wenn die Filme oft wenig erfolgreich waren und Horner immer wieder zu den grossen Schinken (nicht despektierlich gemeint) zurückkehren musste.

Phil  |  1996

 

TO GILLIAN ON HER 37th BIRTHDAY

James Horner

Epic Soundtrax

37:11 | 8 Tracks