Die Geschichte über einen Autoren, der als Ghostwriter die Memoiren des ehemaligen Premierminister Englands verfasst und durch Aufdeckungen über dessen Kriegsverbrechen in Gefahr gerät, ist der aktuelle Streifen von Roman Polanski. Zu Zeiten der Fertigstellung des Films, der erste des polnischen Regisseurs seit 11 Jahren, wurde Polanski in der Schweiz (wegen der leidlich bekannten Geschichte sexuellen Umgang mit einer Minderjährigen in den USA gehabt zu haben) unter Arrest gestellt, was auch hierzulande für mehr Schlagzeilen sorgte als der Film selbst.
The Ghost Writer beginnt mit dem geschäftigen, fast scherzo-ähnlichen The Ghost Writer, beinahe etwas wie gehetztes Schreiben auf einer Tastatur, aber auch politische Geschäftigkeit mit all ihren Turbulenzen umschreibend. Es dauert nicht lange und schon sind auch wieder Desplats heissgeliebte „Glöckchen“ zu hören: Rhinehart Publishing. Freilich ist es nicht das letzte Mal im Score wo Desplat auf sein Glockenspiel setzt. Ich warte auf einen aktuellen Desplat, der auch mal darauf verzichten kann.
Die gehetzten Streicher tauchen den ganzen Score hindurch auf, besonders prominent in Travel to the Island, eines der furiosesten und vielleicht gelungensten Stücks der CD. Erst mit The Truth about Ruthgegen Ende des Albums geht Desplat wieder in die Vollen und holt den Score etwas aus seinem Dornröschenschlaf heraus.
Ein neues Motiv präsentiert Desplat in Lang’s Memoirs. Auch dieses unterlegt Desplat mit einem sich ständig wiederholenden Rhythmusmotiv, intoniert von einem Xylophon (anstelle der Holzbläser oder der Harfe).
Nach Stück 5 hat man es dann eigentlich auch geschafft, denn was nun folgt sind eigentlich nur Wiederholungen des vorhergehenden, mal mit mehr (The Predecessor, der sich wirklich sehr nach Morricone und The Untouchables anhört; PR Paul Emmett, mit seinem leichten Italo-Western-Touch; oder die Timpani in Bicycle Ride), meist aber mit sehr wenigen Variationen. Da dem Score ein griffiges Thema abgeht und auch die Motive eher langatmig denn interessant präsentiert werden, ist das Hörvergnügen nicht sonderlich hoch.
Ich glaube, ich habe noch kaum einen Alexandre Desplat Score gehört, der mich so sehr an andere Filmmusiken erinnert hat, von dem oben angesprochenen Morricone bis zu Kilars The Ninth Gate (ebenfalls von Polanski).
Fazit: Auf der positiven Seite kommen die Bemühungen zu stehen, einen rein orchestralen Spannungsscore zu kreieren. Das darf man Desplat und sicher zu einem guten Teil auch Roman Polanski hoch anrechnen. Auch hat der Beginn der CD durchaus etwas für sich, leider, und damit zum Negativpunkt, ist The Ghost Writer (irgendwie ein passend unpassender Titel für Hollywoodmusiken…?!) aber von allzu vielen Repetitionen geprägt. Diese ständige Redundanz langweilt und ist mit den fast 43 Minuten Laufdauer der Scheibe auch schon zu viel des Guten.
Es erstaunt mich, dass Desplats Score bei einigen, auch arrivierten Filmmusikkritikern, wieder ungemein gut wegkommt, zum Teil höchste Bewertungen erhält und dass man dem Score sogar Qualitäten à la Chinatown etc. attestiert, was tatsächlich eine Übertreibung sondergleichen ist.
THE GHOST WRITER Alexandre Desplat Varèse Sarabande VSD-7007 42:45 Min. / 17 Tracks
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