The Ghost of Frankenstein / The Magnificent Doll

Review aus The Film Music Journal No. 21, 2000

Ein Nachbeben der Firma Tsunami! Seit über einem Jahr angekündigt, ist die neue CD des einstigen Skandallabels nun erhältlich. Das Repertoire erstaunt schon ein wenig, denn Hans J. Salter ist, den verschiedenen Marco-Polo- und Citadel-CDs der letzten Jahre zum Trotz, doch immer ein Spezialfall für die Liebhaber älterer Filmmusik geblieben. Die meisten wohnen allerdings in den USA, wo Tsunami bekanntlich boykottiert wird. In deutschsprachigen Landen hingegen machen sich die Liebhaber der goldenen Hollywood-Tage leider kaum bemerkbar. Während Herrmann und Rózsa modern genug komponieren, um als Ausnahmen auch in die Regale der übrigen Sammler aufgenommen zu werden, gilt Salter nicht etwa als veraltet – er gilt überhaupt nichts. Das hängt wesentlich damit zusammen, daß von seinen hunderten Filmpartituren immer nur ein kleiner Ausschnitt, die Universal-Horrorfilme betreffend, zugänglich gemacht wird.

Auch hier ist mit THE GHOST OF FRANKENSTEIN (1942) ein Musterexemplar der Gattung vorhanden. Die Hälfte der Spielzeit entfällt auf diesen unterhaltsamen, in Deutschland allerdings nie zu sehenden Programmfüller, der in keinster Weise an die Karloff-Kiassiker der dreißiger Jahre anzuknüpfen vermag. Salter hat hier einen seiner genretypischen Horrorscores beigesteuert, ein paar Cluster und Flatterzungen zuviel eingefüllt. Als Ausgleich hört man mit «Troubled Love» eines seiner herzergreifendsten Liebesthemen und singt es den Rest des Tages weiter. Daß Salter einst Schüler Bergs und Schrekers gewesen war, hört man nicht, dafür aber allerlei Wagnerismen. Alles in allem ein herrlich altmodisches Beispiel für Salters Einfallsreichtum.

Doch gilt es nun, einmal die vielen anderen Prachtstücke seines Schaffens hervorzuholen. Mit THE MAGNIFICENT DOLL (1946) hat Tsunami einen guten Griff getan. Anstelle der langweiligen Zusammenfassung alter Tony Thomas-Texte hätte man hier lieber ein bißchen über die Filme und ihre Musik gelesen. Immerhin hatte Tsunami anläßlich der drei Korngold-Alben seinerzeit einen kundigen Autor gefunden. Diesmal kämpfte ein Anonymus mit der englischen Sprache – zum Verdruß des Lesers. Dafür allerdings blüht mit THE MAGNIFICENT DOLL ein exzellentes Beispiel der alten Schule auf – expressive, gefühlsbetonte und romantische Musik von anmutiger Schönheit. Sicher nichts für die John Barry-Fraktion, doch wer Steiner, Newman und V. Young zumindest gelegentlich an sich heranläßt, sei immerhin gebeten, dies zu versuchen: THE MAGNIFICENT DOLL rangiert gleichauf mit ihren besten Arbeiten.

Matthias  |  2000

The Ghost of Frankenstein
The Magnificent Doll
THE GHOST OF FRANKENSTEIN / THE MAGNIFICENT DOLL
Hans J. Salter
Tsunami
48:51 | 18 Tracks